Der 32-jährige Todesschütze Michael Z. war den Behörden als „hochgefährlich“ bekannt. Kanadas Premier Harper kündigt in emotionaler Rede an die Nation doppelte Anstrengungen im Kampf gegen den Terror an. US-Präsident Obama sichert Beistand zu.

Ottawa. Nach dem Anschlag auf das Parlament in Ottawa hat der kanadische Premierminister Stephen Harper ein entschlossenes Vorgehen gegen die Verantwortlichen der Attacke versprochen. Kanada werde sich von derlei Angriffen „niemals einschüchtern lassen“ und stattdessen die Anstrengungen im Kampf gegen „Terrororganisationen“ verdoppeln, sagte Harper am Mittwochabend (Ortszeit). Bei dem Angreifer soll es sich um einen als „hochgefährlich“ eingestuften Kanadier handeln.

„Angriffe auf unser Sicherheitspersonal und unsere Regierungsinstitutionen sind naturgemäß auch Angriffe auf unser Land, unsere Werte, unsere Gesellschaft und auf uns Kanadier als freies, demokratisches Volk“, sagte Harper in seiner emotionalen Rede an die Nation, die im Fernsehen übertragen wurde. Die kanadische Regierung und die Sicherheitsdienste des Landes würden daher alles gegen „Terrororganisationen“ tun, die in anderen Ländern agierten, „in der Hoffnung, ihre Brutalität in unsere Breiten zu bringen“. Diese würden „keinen sicheren Hafen“ finden.

Erhöhte Anschlagsgefahr

Zunächst blieb der Hintergrund des Anschlags unklar. Behördenangaben zufolge handelt es sich bei dem bewaffneten Angreifer um den 32-jährigen gebürtigen Kanadier Michael Z., der als „hochgefährlicher Reisender“ bekannt gewesen sei. Kanadischen und US-Medien zufolge wurde Z.erst kürzlich der Pass entzogen. Wegen Raubes und Waffenbesitzes soll er zudem 2003 zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt worden sein. Erst vor kurzem konvertierte Z. zum Islam.

Vor dem Hintergrund einer möglichen Verbindung des Attentäters zu Islamisten sagte Verteidigungsminister Rob Nicholson, Kanada werde an seiner Militärstrategie festhalten. Das Land will sich an den von den USA angeführten Luftangriffen auf Stellungen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) im Irak und in Syrien beteiligen. Die Behörden gehen daher derzeit von einer erhöhten Anschlagsgefahr aus.

Todesschütze als „Held“ gewürdigt

Der Bewaffnete hatte am Mittwoch in der Nähe des Parlaments zunächst einen jungen Wachsoldaten schwer verletzt, der später starb. Dann stürmte er das Parlamentsgebäude, wo es zu einem Schusswechsel kam. Harper, der sich zu dem Zeitpunkt in dem Gebäude aufhielt, wurde in Sicherheit gebracht. Der Angreifer wurde schließlich vom Sicherheitschef des Parlaments, Kevin V., erschossen. Zahlreiche Parlamentarier und Regierungsvertreter würdigten den 58-Jährigen später als „Helden“, der Schlimmeres verhindert habe. Drei Verletzte wurden ins Krankenhaus gebracht.

Entgegen ersten Vermutungen handelte der 32-Jährige aber offenbar allein. „Offenbar gab es nur einen Schützen“, sagte der Bürgermeister von Ottawa, Jim Watson, dem Sender CNN. „Und der ist tot.“ Die Ermittlungen dauerten aber an. Zugleich wurden die meisten Polizeiabsperrungen in Ottawa wieder aufgehoben, nur das Parlament selbst blieb für die Öffentlichkeit gesperrt.

Obama sichert Kanada Beistand zu

US-Präsident Barack Obama sicherte Kanada nach einem Telefonat mit Harper seinen bedingungslosen Beistand zu. Der „tragische“ Vorfall werde bei den Anstrengungen im Kampf gegen Terrorangriffe berücksichtigt, sagte Obama vor Journalisten. Die nationalen Sicherheitsteams beider Länder arbeiteten „sehr eng“ zusammen und stimmten sich ab. Auch Frankreichs Präsident François Hollande versicherte Kanada die „gänzliche Solidarität“ seines Landes. Der britische Premierminister David Cameron zeigte sich in einem Twitter-Eintrag „bestürzt“.

Australien erhöhte am Donnerstag nach Angaben des Justizministeriums die Sicherheitsvorkehrungen im eigenen Parlament in Canberra. Premierminister Tony Abbott solidarisierte sich mit Kanada und versicherte der eigenen Bevölkerung, die Regierung werde „alles tun“, damit das Land sicher sei. Auch Australien hatte das Anschlagsrisiko kürzlich auf „hoch“ heraufgesetzt.