Eine Mitarbeiterin eines SOS-Kinderdorfes in Liberia durch die Ebola-Epidemie in Westafrika gestorben. Der Ebola-Verdacht am Münchener Hauptbahnhof wurde unterdessen nicht bestätigt.

Monrovia/München. Erstmals ist eine Mitarbeiterin der SOS-Kinderdörfer durch die Ebola-Epidemie in Westafrika gestorben. Die Kinderdorf-Mutter in Liberia habe sich bei einem Treffen mit ihrer erwachsenen leiblichen Tochter in der Hauptstadt Monrovia mit dem tödlichen Erreger infiziert, teilte die nichtstaatliche Organisation am Freitag in München mit. Die Frau habe im Kinderdorf von Juah Town gearbeitet. Da sie dorthin aber nicht mehr zurückgekehrt sei, hätten sich die Kinder darin nicht infizieren können. Allein in Liberia beschäftigen die SOS-Kinderdörfer nach eigenen Angaben rund 250 Mitarbeiter.

Angesichts der Ebola-Epidemie in Westafrika hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) die Bundesregierung aufgefordert, Einsatzkräfte in den Krisengebieten umfassend abzusichern. „Als Hilfsorganisation benötigen wir die Garantie, dass unsere Helfer im Fall einer Infektion mit dem hochansteckenden Virus die beste medizinische Versorgung bekommen“, sagte DRK-Präsident Rudolf Seiters der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Freitag. Die Politik sei gefordert, unbürokratisch grundlegende Rahmenbedingungen zu schaffen.

Der Einsatz in Ebola-Gebieten sei für das medizinische und technische Personal „nicht ohne Risiko“, sagte Seiters. Garantiert werden müsse deshalb etwa „ein Rücktransport nach Deutschland, der aufgrund der nötigen Sicherheitsvorkehrungen mit hohen Kosten und komplexen bürokratischen und medizinischen Abläufen innerhalb kurzer Zeit verbunden ist“. „Diese Absicherung sollte jedem Helfer vor dem Einsatz zugesprochen werden“, sagte Seiters.

Ebola-Verdacht in München

Wegen eines Ebola-Verdachtsfalls ist der Münchner Hauptbahnhof am Freitag rund eine Stunde lang zum Teil gesperrt worden. Nachdem sich ein junger Mann aus Somalia am Vormittag am Bahnhof erbrochen hatte, habe die Polizei ihre Sicherheitsmaßnahmen hochgefahren, sagte eine Sprecherin. „Nach einer Untersuchung des Mannes konnten wir schnell absolute Entwarnung geben“, sagte sie. Der Mann kam mit Verdacht auf eine Magenschleimhautentzündung ins Krankenhaus. Der Bahnverkehr sei nicht beeinträchtigt worden.

Unterdessen ist ein in Liberia mit Ebola infizierter Geburtshelfer aus den USA zur Behandlung in ein Krankenhaus im US-Staat Nebraska gebracht worden. Rick Sacra soll am (heutigen) Freitag in der Isolationsstation des Hospitals eintreffen. Der 51-Jährige sei in einem stabilen Zustand, weshalb der Transport möglich sei, sagte der medizinische Direktor der Klinik in der Stadt Omaha, Phil Smith. Die Behandlung solle in einer Spezial-Isolationsstation mit zehn Betten beginnen. Sacra werde von 35 Medizinern und Pflegern betreut.

Es werde auch in Erwägung gezogen, dem Patienten ein Blutserum eines Patienten zu injizieren, der Ebola überlebt habe, sagte Smith. Bislang existieren keine lizenzierten Medikamente oder Impfstoffe gegen die häufig tödlich verlaufende Krankheit. In dieser Woche begann der Probelauf eines Impfstoffes in den USA.

Sacra hatte sich bei seinem Einsatz für die US-Wohltätigkeitsorganisation Serving in Mission (SIM) in einem Krankenhaus in Liberia mit Ebola angesteckt. Laut SIM-Präsident Bruce Johnson hatte der Helfer in einem liberianischen Behandlungszentrum exzellente Versorgung erhalten. In Omaha verfüge man jedoch über fortschrittlichere Ausrüstung und mehr Behandlungsmöglichkeiten.

Sacra ist der dritte Ebola-Patient aus den USA, der in sein Heimatland zurückgebracht wird. Zwei zuvor in Atlanta behandelte Amerikaner haben sich mittlerweile von der Erkrankung erholt.

EU stockt Hilfe auf

Im Kampf gegen die gefährliche Ebola-Epidemie in Westafrika stockt die EU ihre Hilfe erheblich auf. Das gab die Brüsseler Behörde am Freitag bekannt. Damit steigt die Unterstützung von bisher 11,9 Millionen Euro auf 144 Millionen Euro. Das Geld ist für die betroffenen Länder Guinea, Sierra Leone, Liberia und Nigeria gedacht.

Der Löwenanteil von 97,5 Millionen Euro geht an Liberia und Sierra Leone und soll den Regierungen dort bei der Finanzierung öffentlicher Dienstleistungen helfen, insbesondere im Gesundheitssektor. 38 Millionen Euro fließen in die Stärkung der Gesundheitssysteme und sollen die Gesundheitsversorgung, Ernährung, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung verbessern. 5 Millionen Euro sollen die Leistung mobiler Laboratorien und die Ausbildung medizinischer Helfer erhöhen. Ein geringer Anteil dieser Mittel war bereits in einer zuvor beschlossenen Tranche an Hilfsgeldern enthalten, erläuterte die EU-Kommission auf Nachfrage.

Seit Jahresbeginn starben in den von Ebola betroffenen westafrikanischen Ländern nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 1900 Menschen an dem Virus. Die WHO erklärte die Epidemie inzwischen zum Gesundheitsnotfall und ließ den Einsatz noch nicht erprobter Medikamente und Impfstoffe zu.

(dpa/ap)