Alarmstufe Orange auf Island: Die Lava brodelt und die Erde bebt immer wieder um den Vulkan Bárdarbunga nach dem jüngsten Ausbruch. Das könnte noch lange so weitergehen, meinen Experten.

Reykjavik. Nach den beiden Ausbrüchen am isländischen Vulkan Bárdarbunga in den vergangenen Tagen herrscht in der Region banges Abwarten. Aus einem Riss strömte am Montag weiter Lava aus. Zwischen Mitternacht und Mittag erschütterten geschätzt mehr als 500 Erdbeben die Gegend um den Vulkan.

Die heftigsten gemessenen Beben hatten eine Stärke von 5. „Das Wetter ist sehr schlecht“, sagte Einar Petur Heidarsson vom isländischen Krisenzentrum. Das erschwere die Messungen: „Bei dem Sturm könnte es sein, dass kleinste Erdbeben nicht entdeckt werden. Es wäre unverantwortlich zu sagen, dass die Zahl der Erdbeben abnimmt.“

Die seismische Aktivität dauere an, berichtete auch das Meteorologische Institut. Das könnte nach Expertenmeinung noch lange so weitergehen: Armann Hoskuldsson von derUniversität Island rechnet mit Ausbrüchen in der Region noch bis mindestens Ende des Jahres.

Die letzte Eruption am Bárdarbunga am Sonntag habe ähnlich viel vulkanisches Material zu Tage gefördert wie der Ausbruch des Gletschervulkans Eyjafjallajökull 2010, sagte der Geologe Magnus Tumi Gudmundsson dem isländischen Rundfunk. Die Situation sei aber eine andere, weil es sich diesmal um einen Ausstoß von Lava handle – und nicht um Asche wie vor vier Jahren. Damals hatte eine riesige Aschewolke den Flugverkehr in Europa Tage zumStillstand gebracht.

Ein Flugverbot hatten die Behörden diesmal zwischenzeitlich trotzdem verhängt. Am Montag galt um den Bárdarbunga, der zu den größten Vulkanen der Welt zählt, aber wieder nur Alarmstufe Orange. „Es gibt keine Einschränkungen für den Flugverkehr, nicht einmal über der Ausbruchsstelle selbst“, sagte Heidarsson. Die Straßen in derGegend um den Vulkan blieben dagegen geschlossen.

Die Region zählt zu den entlegensten auf der Insel – „vielleicht ist es die entlegenste“, meinte Heidarsson. Dörfer sind nicht gefährdet. „Es gibt immer Vulkanaktivität auf Island. Wenn wir uns eine Stelle für eine Eruption aussuchen müssten, dann wäre dies eine der besten.“

Der Bárdarbunga ist einer der größten Vulkane der Welt und seit zwei Wochen aktiv. Der rund 2000 Meter hohe Vulkan liegt unter dem größten Gletscher Islands, dem Vatnajökull. Ein schwerer Ausbruch könnte erhebliche Schäden anrichten und durch Aschewolken den Flugverkehr in Nordeuropa und über dem Nordatlantik behindern.