„Promi Big Brother“ strotzte vor Skurrilitäten. Während die Zuschauer auf ein skandalöses Finale warten, bereitet Sat.1 schon das neue Reality-Show-Experiment vor.

Berlin. Demonstrierende Feministinnen? Besorgte Medienwächter? Menschenverachtende Witze? Fehlanzeige. Das einstige Skandal-Format „Big Brother“ ist nicht mehr skandalös, sorgt aber für ein gewissen Unterhaltungswert. An diesem Freitag (20.15 Uhr) endet die viel beworbene Promi-Ausgabe mit einigen VIP-Leichtgewichten. Immerhin fuhr Sat.1 mit dem aufgehübschten Format passable Quoten ein.

So lockte „Promi Big Brother – Das Experiment“ durchschnittlich knapp drei Millionen Zuschauer vor die Bildschirme. „Wir sind überaus zufrieden mit der zweiten Staffel“, sagte eine Sprecherin. „Die „Big Brother“-Fans, die wir mit der vergangenen Staffel eher enttäuscht hatten, sind wieder mit Freude dabei.“ Damals wurde mangelnde Glaubwürdigkeit kritisiert und die Quoten blieben mau.

„Für die Zuschauer ist es interessant zu sehen, ob die Prominenten so sind, wie sie sich immer geben oder die Maske fällt“, sagte Moderator Jochen Schropp zu Beginn der zweiten Staffel. Damit die Masken auch wirklich fallen, hatte sich Sat.1 ein streitversprechendes Konzept überlegt: Im Haus lebte ein Teil der Bewohner in der oberen Etage im Luxus, während die anderen im heruntergekommenen Untergeschoss um Annehmlichkeiten wie warmes Wasser kämpfen mussten.

Das Konzept ging auf. Es wurde diskutiert und gestritten. Vor allem unten waren die prominenten Bewohner bald weit von der allgemeinen Vorstellung der „Schönen und Reichen“ entfernt. So wurde in sozialen Medien der Duschrhythmus von Ex-Spielerfrau Claudia Effenberg diskutiert, die wiederum über schnarchende Mitbewohner jammerte.

Janke ist öffentliche Wahrnehmung wichtiger

Aus ihrer Motivation für die Teilnahme an dem Container-Spektakel machten einige Teilnehmer keinen Hehl. So antwortete Sänger Hubert Kah („Sternenhimmel“) auf die Frage, was er mit den 100.000 Euro Siegprämie machen würde: „Auf jeden Fall nicht spenden.“

Der Hamburger Ex-Innensenator Ronald Schill würde sich dagegen spendabel zeigen: „Mit einem Großteil des Geldes würde ich in der Favela, in der ich in Brasilien wohne und die Umstände kenne, helfend tätig werden. Die Krankenversorgung dort ist katastrophal. Teilweise sterben die Menschen in den Warteschlangen vor dem Krankenhaus.“

Für Ex-Bachelor Paul Janke ist der mögliche Gewinn nur Nebensache, ihm ist eine andere Sache wichtiger: „Generell ist mir die Kohle natürlich nicht egal, aber es wäre nur das i-Tüpfelchen. Deutlich wichtiger ist mir, dass ich positiv aus diesem Experiment rauskomme und auch draußen weiterhin positiv wahrgenommen werde.“

Im Haus blühte der einstige Star der Neuen Deutschen Welle Kah auf. „Ich bin wieder voll im Saft“, teilte Kah seinen Mitbewohnern mit. Weniger gut traf es Mario-Max zu Schaumburg-Lippe. Der durch eine Adoption zum Prinzen Geadelte wurde während seines Aufenthalts im Haus medienwirksam von seiner Freundin verlassen. Er nahm die Nachricht – ganz blaublütig – mit Fassung auf. „Ich grüße an dieser Stelle noch ganz lieb meine Eltern – haltet durch!“

Kandidatinnen wie Ex-Pornosternchen Mia Julia sorgten für ausreichend blanke Haut. Und das wiederum sorgte für Freude bei Ronald Schill. Der Hamburger Ex-Innensenator hat seine Autobiografie geschrieben und verkündete vor dem Einzug – vermutlich nach dem Motto „Sex sells“: „Der Sexentzug wird am schwierigsten“.

Zur Sache ging es für Schill bis auf einen Flirt mit Effenberg eher nicht. Es blieben tiefgründige Gespräche mit Schlagersänger Michael Wendler. „Hier im Keller, in diesem Dreckloch zu hausen, ist für dich eine hervorragende Möglichkeit, die Menschen in dich hineinschauen zu lassen.“ Das brachte ihm immerhin eine Umarmung mit Wendler ein.

Den Schlagersänger kann man getrost als Experte auf dem Gebiet des Promi-Trash-TV bezeichnen. Anfang des Jahres zog Wendler ins RTL-Dschungelcamp – und verließ es nach kurzer Zeit freiwillig. Das brachte ihm viel Kritik ein, also startete er bei Sat.1 einen neuen Versuch.

„Ich glaube, dass es den Leuten draußen ganz wichtig ist zu sehen, dass ich auch mal was durchziehe“, behauptete Wendler. Dumm nur, dass „Promi Big Brother“ quotenmäßig dem erfolgreichen RTL-Dschungelcamp „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ nicht das Wasser reichen konnte. Das verfolgten damals im Schnitt 7,95 Millionen Zuschauer.

Und während am Freitag wieder einmal ein „Big Brother“-Finale über die Bühne geht, steht schon die nächste Show in den Startlöchern: Sat.1 will im Frühjahr 2015 die niederländische Show „Utopia“ zeigen. Sie stammt von „Big Brother“-Erfinder John de Mol. Bei dem laut Sprecherin „spannenden Sozial-Experiment“ sollen die Kandidaten eine neue Gesellschaft aufbauen. Dafür bekommen sie ein kleines Startkapital, einen Schuppen, ein paar Tiere sowie Wasser- und Gasanschlüsse. Vielleicht klappt es ja da mit den Skandalen.