Die Passagiere hatten gewarnt: Die voll besetzte Maschine der United Airlines musste auf dem winzigen Midway-Atoll landen. In Lissabon regneten Triebwerkteile vom Himmel.

Honolulu/Lissabon. Ein amerikanisches Verkehrsflugzeug hat wegen eines verdächtigen Geruchs an Bord auf einer der kleinsten und abgelegendsten Inseln des Pazifiks landen müssen. Nach Medienberichten legte die Boeing 777 der United Airlines mit 348 Menschen an Bord am Donnerstagabend (Ortszeit) einen außerplanmäßigen Stopp auf einem Flugfeld im Midway-Atoll ein. Dort mussten die 335 Passagiere und 13 Besatzungsmitglieder sieben Stunden ausharren, bevor ein anderes Flugzeug sie zum Ausgangsflughafen Honolulu zurückflog.

Die Maschine war vor dem Zwischenfall auf dem Weg von Hawaii nach Guam. United-Airlines-Sprecherin Mary Clark sagte dem Sender CNN, dass es einen Geruch in der Kabine gegeben habe, ohne weitere Details zu nennen. Die Untersuchungen dauerten noch an.

Detaillierter äußerten sich die Passagiere. „Der Kapitän sagte, dass es Rauch im Cockpit gebe, und dass das Radar sowie andere elektronische Systeme ausgefallen seien, so dass sie landen müssten“, sagte die Passagierin Karen von Merveldt-Guevara am Sonntag CNN. Sie habe würgen müssen. „Nach einer Turbulenz wurde es ganz still. Wir alle beteten“, sagte sie.

Ein Sprecher der Luftfahrtbehörde FAA bezeichnete gegenüber CNN den Geruch an Bord als „elektrischen Geruch“ in der Kabine oder im Cockpit.

Merveldt-Guevara sagte, dass die Passagiere schon vor dem Start in Honolulu auf einen Geruch im Cockpit hingewiesen wurden und einige daraufhin ausgestiegen seien. Sie habe sich entschieden, an Bord zu bleiben, weil sie mit 25 Verwandten zu einem Familientreffen in Guam unterwegs war. Sie habe das Ticket als Geschenk in letzter Minute eine Woche vor dem Abflug erhalten. „Ich dachte, das war gottgesandt, da kann nichts schiefgehen“, sagte sie.

Die Midwayinseln liegen nordwestlich von Hawaii und haben nur gut sechs Quadratkilometer Landfläche. Sie zählen zu den Außengebieten der USA. Heute leben dort meist nur Wissenschaftler. Die Schlacht um Midway zwischen den USA und Japan im Juni 1942 gilt als einer der Wendepunkte im Zweiten Weltkrieg. Ein halbes Jahr nach dem Überfall der Japaner auf Pearl Harbour siegten dort die USA.

Derweil haben am Stadtrand von Lissabon vom Himmel fallende Trümmerteile eines defekten Flugzeugtriebwerks mehrere Autos und ein Haus beschädigt. Wie die portugiesische Polizei mitteilte, gingen am Sonnabend im Vorort Camarate Autoscheiben und die Rollläden eines Hauses zu Bruch. Verletzte gab es demnach nicht. Die Trümmerteile stammten von einem Airbus A330 mit 268 Menschen an Bord, dessen eines Triebwerk kurz nach dem Start ausgefallen war.

Die Passagiermaschine habe umgehend kehrtgemacht und sei wieder sicher in Lissabon gelandet, teilte die portugiesische Fluggesellschaft TAP mit. Der Flieger sei auf dem Weg zur brasilianischen Metropole São Paulo gewesen. „Die Panne verursachte einen ungewöhnlichen Lärm, aber es gab keine Explosion“, hieß es in der Mitteilung der Fluglinie. Demnach wurden die Trümmer des defekten Triebwerks durch die Ausgangsdüse der Turbine in die Luft geschleudert.

Der Hersteller des Triebwerks, General Electric, und TAP wollen nun gemeinsam nach der Ursache des Triebwerksausfalls forschen. Die Passagiere des Fluges konnten TAP zufolge auf eine andere Maschine ausweichen, die noch am Abend Richtung São Paulo abhob. Erst in der vergangenen Woche musste ein TAP-Airbus auf der Strecke Lissabon-Amsterdam in Paris notlanden, weil es Probleme mit dem Luftdruck an Bord gab.