Während seiner Israel-Reise besuchte der Papst die Gedenkstätte Yad Vashem. Zuvor hatte er einen außerplanmäßigen Halt beim nationalen Denkmal für Terroropfer in Jerusalem eingelegt. Mit dabei waren auch Israels Staatspräsident Schimon Peres und Regierungschef Benjamin Netanjahu.

Jerusalem. Papst Franziskus hat am Montagvormittag in Yad Vashem der sechs Millionen Opfer des Holocaust gedacht. „Gib uns die Gnade, uns zu schämen für das, was wir als Menschen zu tun fähig gewesen sind“, betete der Papst. Bei dem Besuch in der Jerusalemer Gedenkstätte waren auch Israels Staatspräsident Schimon Peres und Regierungschef Benjamin Netanjahu sowie sechs Überlebende der Schoah zugegen. Ihnen küsste Franziskus die Hände. Zuvor hatte der Papst einen außerplanmäßigen Halt beim nationalen Denkmal für Terroropfer eingelegt.

Franziskus nahm die Programmänderung laut israelischen Medien auf Bitte Netanjahus vor. Das 1998 eingeweihte Mahnmal auf dem Herzl-Berg erinnert an zivile Terroropfer, die seit 1851 auf israelischem Boden ums Leben kamen. Mit der gleichen Geste wie an der israelischen Trennmauer in Bethlehem und der Klagemauer berührte Franziskus mit seiner Rechten und mit geneigtem Haupt die Wand aus hellem Jerusalem-Stein, in die 78 schwarze Tafeln mit den Namen der Toten eingelassen sind. Er verurteilte „Terror als das „absolute Böse“; er „kommt vom Bösen und verursacht Böses.“

In Yad Vashem entzündete der Papst die Ewige Flamme und legte einen Kranz nieder. Anschließend betete er still verneigt vor einer Steinplatte, unter der die Asche von Opfern der nationalsozialistischen Vernichtungslager ruht. Nach dem jüdischen Totengebet „El Maleh Rahamim“ wurden Franziskus sechs Holocaust-Überlebende – vier Männer und zwei Frauen – vorgestellt. Er hörte ihre Geschichten und beugte sich nieder, um ihnen die Hände zu küssen.

In seiner Ansprache fragte Franziskus nach den Ursachen der „unermesslichen Tragödie des Holocaust“. “Wo bist du, o Mensch? Wohin bist du gekommen?“, fragte er mit biblischen Zitaten. Die Schoah wecke Scham über das, was der als Gottes Abbild erschaffene Mensch zu tun fähig gewesen sei. Die Wurzel des Bösen machte Franziskus in der Überheblichkeit des Menschen aus: “Nicht nur gefoltert und getötet hast du deine Brüder, sondern du hast sie als Opfer dir selber dargebracht, denn du hast dich zum Gott erhoben. – Heute hören wir hier wieder die Stimme Gottes: 'Adam, wo bist du?'“

Bereits bei seiner Ankunft in Israel am Sonntag hatte Franziskus den Besuch in Yad Vashem als einen „besonderen Moment“ seines Aufenthaltes bezeichnet. Die Schoah, der sechs Millionen Juden zum Opfer gefallen seien, bleibe ein Symbol dafür, „wie weit die Ruchlosigkeiten des Menschen gehen, wenn er, durch falsche Ideologien angestiftet, die grundlegende Würde eines jeden Menschen vergisst“, sagte er. Er bete zu Gott, dass ein solches Verbrechen nie wieder geschehe. Auch viele Christen und andere seien ihm zum Opfer gefallen.