Diktator Ramsan Kadyrow spürt einen Anflug von „Humanismus“ und will die Giraffe aus dem dänischen Jylland Park Zoo vor dem Tod retten. Deshalb würde er Marius bei sich aufnehmen. Giraffe ist laut Tierpflegerin gesund.

Kopenhagen. Zumindest in Dänemark leben Giraffen namens Marius derzeit offenbar gefährlich: Auch ein Tierpark in Jütland erwägt nun die Tötung eines gesunden Tieres mit diesem Namen. Erst vor wenigen Tagen hatte die Schlachtung einer jungen und gesunden Giraffe namens Marius im Zoo von Kopenhagen eine heftige Kontroverse ausgelöst.

Nach Angaben einer Tierpflegerin vom Jyllands Park Zoo im jütländischen Videbaek ist die sieben Jahre alte Giraffe gesund. Doch Marius sei uninteressant für den Zoo geworden, weil seine Gene bereits im Europäischen Programm für gefährdete Arten (EEP) der europäischen Zoo- und Aquarienvereinigung EAZA vorhanden sind.

Der Zoo hatte sich dem Programm vor einem Jahr angeschlossen und im April eine reinrassige männliche Giraffe bekommen – zum Nachteil von Marius: „Wir werden ihn nicht behalten können, wenn wir auch ein Weibchen bekommen, weil sich dann die beiden Männchen streiten werden“, sagte die Pflegerin. Wenn die europäische Organisation kein neues Zuhause für Marius finde, müsse er getötet werden.

Darf Marius nach Tschetschenien ausreisen?

Der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow bot für Marius umgehend Asyl in der Kaukasusrepublik an. Kadyrow meldete sich umgehend über das Online-Netzwerk Instagram zu Wort. „Ich habe mit Rührung erfahren, dass Dänemark eine andere Giraffe töten will“, erklärte er. Der Staatschef beklagte das „blutige Spektakel“ der Giraffentötung in Kopenhagen und versprach: „Aus Humanismus bin ich bereit, Marius aufzunehmen.“ Er werde dafür sorgen, dass die Giraffe unter guten Bedingungen eingesperrt werde und dass für ihre Gesundheit gesorgt werde.

Der tschetschenische Präsident wird von Nichtregierungsorganisationen heftig für seinen Umgang mit seinen Gegnern kritisiert. Seine Milizen sollen für außergerichtliche Hinrichtungen verantwortlich sein.

Die Tötung des eineinhalb Jahre alten Giraffenkalbs in Kopenhagen am Sonntag hatte einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Der Grund für die öffentliche Empörung war nicht nur, dass Marius kerngesund war, sondern auch, dass er vor den Augen von Zoobesuchern – darunter Kindern – zerlegt wurde. Vor der Tötung hatte es eine Online-Petition gegeben, um Marius' Leben zu retten. Nach der Tötung erhielt Zoodirektor Bengt Holst Morddrohungen. Der Hauptstadt-Zoo hatte die Maßnahme mit den Regeln der EAZA begründet, wonach Inzucht bei Giraffen vermieden werden muss.