Tausende protestierten gegen Burschenschaften und Rechtspopulisten. Medien warfen der Polizei schwere Fehler vor.

Wien. Tausende Demonstranten haben am Freitagabend und in der Nacht zu Sonnabend in Wien gegen den sogenannten Akademikerball der rechtspopulistischen österreichischen Partei FPÖ demonstriert. Es ist der frühere Ball der Burschenschaften. Nach Polizeiangaben beteiligten sich 6000 Demonstranten an drei Protestmärschen durch die Innenstadt, das ORF-Fernsehen sprach von bis 10.000 Teilnehmern.

Bis zu 20.000 Polizisten schirmten am Abend die Hofburg ab, um Gewalt zu verhindern. Nach der Auflösung der Kundgebungen war von vereinzelten Zwischenfällen die Rede. Am Sonnabend gab die Polizei dann an, 17 Demonstranten und fünf Beamte seien verletzt worden. Zudem wurden den Angaben zufolge 14 Menschen festgenommen.

Die Sachschäden belaufen sich laut Polizei auf mehr als eine Million Euro. Unter anderem wurden elf Polizeiautos zerstört und alle Scheiben einer Polizeiwache eingeschlagen. Außerdem gingen Fenster vieler Läden in der Innenstadt zu Bruch.

Auch an der Polizei regte sich Kritik, weil sie das Protestgelände teilweise für Journalisten sperrte. Die Behörden begründeten den Schritt damit, dass sie lediglich Reporter vor Verletzungen schützen wollten. Doch österreichische Medienhäuser prangerten das Vorgehen als Eingriff in die Pressefreiheit an.

Die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) hatte bei der Parlamentswahl im September 20,5 Prozent der Stimmen erhalten und war auf Platz drei gelandet. Parteichef Heinz-Christian Strache war einer der Gastgeber des Akademikerballs.

Vor zwei Jahren hatte die Chefin der rechtsextremen französischen Partei Front National, Marine Le Pen, an dem jährlichen Fest teilgenommen. Ihr Besuch in Wien sorgte auch in Frankreich für eine öffentliche Debatte.