Obwohl Bahlsen eine großzügige Spende in Aussicht stellt, gibt es seit dem Erpresserbrief kein Signal von den Dieben des Leibniz-Kekses.

Hannover. Das „Krümelmonster“ macht sich rar: Drei Tage nach dem Eingang eines Erpresserschreibens beim hannoverschen Back-Imperium Bahlsen wartet der Keks-Produzent auf ein weiteres Signal des mutmaßlichen Diebs.

Bahlsen hatte am Mittwochabend angeboten, 52.000 Packungen Kekse an 52 soziale Einrichtungen zu spenden, wenn der oder die sich als „Krümelmonster“ bezeichnenden Entführer das von der Fassade des Stammhauses gestohlene Wahrzeichen zurück geben. Unbekannte hatten den 20 Kilogramm schweren vergoldeten Leibniz-Keks in den vergangenen Wochen entwendet.

Am Dienstag tauchte dann ein Erpresserschreiben auf, das mit dem Namen Krümelmonster und einem entsprechenden Foto versehen war. Darin forderte der Unbekannte, eine Klinik und ein Tierheim in Hannover finanziell zu unterstützen. Die Polizei prüft dieses Schreiben weiterhin.

Noch gebe es nichts Neues, sagte eine Bahlsen-Sprecherin am Donnerstag. Auch bei der Polizei hat sich noch niemand gemeldet. „Es gibt keine Hinweise und der Keks ist auch noch nicht wieder da“, sagte ein Polizeisprecher. Auch die Redaktion der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“, wo der mit „Krümelmonster“ unterzeichnete Bekennerbrief aufgetaucht war, habe nach eigenen Angaben nichts Neues gehört.

Andere Kekshersteller wollten sich am Donnerstag nur zurückhaltend über den Erpressungsversuch äußern. Der Fall sorge sicher für Wirbel und rege teilweise auch zum „Schmunzeln“ an. Dennoch stünden große Lebensmittelhersteller „leider von Zeit zu Zeit vor derartigen Herausforderungen“, sagte eine Sprecherin von Kraft Foods in Bremen.

Keks-Klau nur ein Marketinggag?

Unterdessen geht die Nachricht über das Krümelmonster als mutmaßlichen Dieb um die Welt. Vor allem US-Medien berichten über den Fall. "Ist das Krümelmonster böse geworden? 20-Kilo-Teil von deutscher Statue gestohlen", titelte der "NBC News". Die „Huffington Post“ schrieb online: „Krümelmonsters Erpresserbrief: Deutscher Dieb, der riesigen goldenen Bahlsen Keks stahl, erhebt Forderungen“.

Auch die Netzgemeinde beschäftigt der „Krümel-Gate“. Auf der Facebook-Seite von Bahlsen haben Stand Donnerstag mehr als 800 Nutzer die Ankündigung des Keks-Produzenten kommentiert, 52.000 Leibniz-Packungen zu spenden.

Im Internet wird diskutiert, ob es sich bei dem Verschwinden des 20 Kilo-Kekses möglicherweise um eine geschickt eingefädelte Werbekampagne handelt. „Billiger Marketing-Gag“ und „tolle PR-Aktion“ kommentieren manche auf Facebook etwa den Appell von Bahlsen an das „Krümelmonster“, den Keks zurückzugeben. Firmenchef Werner M. Bahlsen bestreitet solche Vorwürfe jedoch vehement.

Marketing-Experte Lothar Leonhard betont, dass Aktionen wie diese für eine „ernsthafte erfolgreiche Marke“ niemals gut seien. „Starke Marken brauchen keine Skandalierungen.“ Der Präsident des Gesamtverbandes Kommunikationsagenturen (GWA) fügt hinzu: „Ist es eine Erpressung, wird es dem Unternehmen nicht abträglich sein. Ist es doch eine PR-Aktion, erlebt man es als Täuschung.“

Echtes „Krümelmonster“ reagiert genervt

Das original Krümelmonster aus der "Sesamstraße" findet den Erpressungsversuch seines Doppelgängers indes wenig witzig. Der NDR zitierte es mit den Worten: "Das geht mir mächtig auf den Keks." Die Originalfigur aus den USA ist gerade in Hamburg zu Gast, weil Dreharbeiten der deutschen "Sesamstraße" anstehen. Dabei wird das keksliebende Zotteltier zusammen mit Udo Jürgens „Ernie & Bert Songs“ produzieren und „Aber bitte mit Sahne“ singen.

Das echte Krümelmonster hat bereits eine Täterschaft dementiert. Auf dem Twitter-Account der Sesamstraße war, wie jetzt bekannt wurde, bereits am Dienstag zu lesen: „Me no steal the golden cookie. But me willing to help find real cookie thief!“ („Ich habe den goldenen Keks nicht gestohlen. Aber ich werde helfen, den wahren Keks-Dieb zu finden!“