Auch die Halbschwester von Pola Kinski erhebt nun Vorwürfe gegen den Vater. Pola Kinski: Buch ist nicht nur ein „Vergewaltigungsbuch“.

Berlin. Die Schauspielerin Pola Kinski hat ihr Buch mit Missbrauchsvorwürfen gegen ihren Vater Klaus Kinski verteidigt. „Ich habe das Buch nicht geschrieben, um ihn schlechtzumachen. Es ging mir nie um den Skandal“, sagte die 60-Jährige der Zeitung „Welt am Sonntag“. Zugleich erhob sie Vorwürfe gegen ihre Mutter und ihre Familie. Diese müsse die eigene Mitschuld anerkennen: Sie wünsche sich, „dass jemand jetzt sagt: Mein Gott, wir haben nicht gewusst, dass es dir so schlecht geht. Es tut uns leid“, sagte sie dem „Focus“ laut Vorabbericht. Sie freue sich über den offenen Brief ihrer Schwester Nastassja. Auch diese wirft Klaus Kinski Zudringlichkeiten vor.

Die 60-jährige Pola Kinski hatte in einem ersten Interview mit der Zeitschrift „Stern“ gesagt, ihr Vater Klaus habe sich von ihrem 5. bis zu ihrem 19. Lebensjahr an ihr vergangen. Ihr Buch darüber sei nicht nur ein „Vergewaltigungsbuch“ sagte sie jetzt. „Es geht natürlich um die Tat, aber noch wichtiger ist, was sie auslöst und für Wunden hinterlässt. Es geht um den seelischen Missbrauch vor allem auch.“

Ihre Mutter kenne ihre Vorwürfe gegen Klaus Kinski seit Jahrzehnten, habe aber nicht darauf reagiert. „Alle um mich herum haben erlebt, wie ich gelitten habe. Sie haben es nicht wahrhaben wollen. Ich wurde immer übergangen, in meiner Seele, in meiner Person“, sagte Pola Kinski dem Magazin „Focus“. Sie hoffe, dass ihre Mutter jetzt das Buch lese, sagte sie der „Welt am Sonntag“.

„Ich habe Liebe bei Kinski gesucht“

Pola Kinski wuchs nach der frühen Trennung ihrer Eltern bei ihrer Mutter, der Sängerin Gislinde Kühbeck, und deren zweitem Mann auf. Sie fühlte sich in der neuen Familie aber nie angenommen: “Ich habe froh zu sein, dass mein Stiefvater mich mitgeheiratet hat, hieß es immer. Wenn ich wirklich geliebt worden wäre, vielleicht hätte ich dann die Kraft gehabt, mich ihm zu widersetzen. Ich habe Liebe bei Kinski gesucht, weil ich so einsam war. Er hat das ausgenutzt„, erklärte die 60-Jährige im „Focus“.

Sie freue sich über die Unterstützung durch ihre Halbschwester Nastassja. “Ihr Brief hat mich unheimlich gefreut. Das war wie eine Umarmung, wirklich schön„, sagte Pola Kinski.“

Nastassja schrieb in der „Bild“-Zeitung, sie sei zutiefst erschüttert. Ihre Schwester sei eine Heldin, weil sie ihr Herz, ihre Seele und damit auch ihre Zukunft von der Last des Geheimnisses befreit habe. „Ich habe ihre Worte gelesen. Und ich habe viel geweint“, schrieb sie. „Aber: Ich bin auch stolz auf ihre Kraft, ein solches Buch zu schreiben.“

„Er hat mich immer viel zu sehr angefasst“

Auch Nastassja Kinski warf ihrem Vater Zudringlichkeiten vor. Sie sei zwar nicht vergewaltigt worden, sagte die 51-Jährige der „Bild am Sonntag“. Aber: „Er hat es versucht. Er hat mich immer viel zu sehr angefasst, mich ganz eng an sich gedrückt, sodass ich dachte, ich könnte nicht herauskommen.“

Sie sei damals vier oder fünf Jahre alt gewesen. „Instinktiv habe ich gespürt, dass es nicht die liebevolle Umarmung eines Vaters sein kann, sondern mehr ist als das“, sagte die Schauspielerin. Sie habe sich aber nicht aus seinen Umarmungen lösen können. Seither habe sie gezittert, sobald er da war.

Klaus Kinski, der 1991 im Alter von 65 Jahren starb, hat drei Kinder aus drei Ehen: Pola, Nastassja und den 36-jährigen Sohn Nikolai.