Ein bekannter Guru hat sich zu der tödlichen Vergewaltigung geäußert und Empörung ausgelöst. Drei der Angeklagten haben einen neuen Anwalt.

London/Neu Delhi. Drei der Angeklagten im Verfahren um die tödliche Vergewaltigung einer indischen Studentin wollen nach Angaben eines Anwalts auf nicht schuldig plädieren. Der Anwalt Manohar Lai Sharma sagte dem britischen Rundfunksender BBC, er glaube, dass die Beschuldigten einen fairen Prozess bekommen sollten und habe sich daher gemeldet, sie zu vertreten. Beim nächsten Gerichtstermin am Donnerstag werde er sich als Verteidiger der drei vorstellen.

Die örtliche Anwaltsvereinigung hat sich geweigert, die Verdächtigen zu verteidigen. Wer die beiden anderen volljährigen Beschuldigten vertritt und wie sie sich zum Anklagevorwurf stellen, blieb offen. Für Mord, Entführung und Vergewaltigung droht ihnen die Todesstrafe. Erwartet wird, dass der Untersuchungsrichter das Verfahren am Donnerstag an ein Schnellgericht verweist. Ein sechster Verdächtiger kommt vermutlich als Minderjähriger vor ein Jugendgericht.

Guru sieht Mitschuld bei Vergewaltigungsopfer

Unterdessen hat ein prominenter Hindu-Guru der vergewaltigten Inderin Mitschuld an dem tödlichen Verbrechen gegeben und damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Guru Asaram Bapu sagte in einer Predigt: „Hätte sie Gottes Namen gerufen, hätte sie sie (die Angreifer) „meine Brüder“ genannt, ihre Hände und Füße umklammert und gesagt, „ich bin eine hilflose Frau, Ihr seid meine Glaubensbrüder“, dann wäre das nicht passiert.“ Die Worte waren in einer Videoaufzeichnung auf der Homepage seines Ashrams abrufbar.

Die Zeitung „The Hindu“ kritisierte die Aussage Bapus am Dienstag als sexistisch. Sie sei besonders beschämend, weil sie von einem spirituellen Guru komme, „den seine große Anhängerschar in Indien und im Ausland als Vorbild betrachtet“. Die „Hindustan Times“ schrieb von einer „bizarren Aussage“, die die Schande des Verbrechens noch vergrößere. Die Predigt Bapus ist bereits einige Tage alt. Ein Nachrichtensender griff sie jedoch erst mit Verspätung auf.

Die 23-jährige Studentin war am 16. Dezember in Neu Delhi in einem fahrenden Bus von mehreren Männern vergewaltigt und gefoltert worden. Sie starb knapp zwei Wochen später an ihren Verletzungen. Die fünf volljährigen Peiniger der Frau werden des Mordes angeklagt, ihnen droht die Todesstrafe. Bei einem sechsten Verdächtigen wird noch geprüft, ob er – wie von ihm selber angegeben – minderjährig ist.

Politische Parteien – darunter auch die hindu-nationalistische BJP - kritisierten den Guru. Eine Sprecherin Bapus wies Forderungen nach einer Entschuldigung zurück. Seine Worte seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. „Er sagte nur, dass ein heiliges Mantra schützt, wenn man es in Zeiten der Gefahr singt. Sie hätte vielleicht einen diplomatischen Weg aus der Lage finden können.“ Der Guru habe dem Opfer keine Schuld zugewiesen. „Er sagte nur, dass sie 0,1 Prozent verantwortlich für den Fall sei, indem sie in den Bus stieg.“

Am Montag hatte ein Gericht den fünf erwachsenen Beschuldigten ein Ultimatum zur Suche eines Anwalts bis zur nächsten Anhörung an diesem Donnerstag gesetzt. Sonst sollen ihnen Pflichtverteidiger gestellt werden. Danach soll ein Schnellgericht den Fall übernehmen. Wann der Mordprozess gegen die fünf erwachsenen Beschuldigten vor dem neu geschaffenen Schnellgericht beginnen soll, ist noch offen. Sie sitzen derzeit in einem Gefängnis in Neu Delhi.