Daillon war ein friedliches Dorf in den Walliser Alpen, bis plötzlich Schüsse durch die abendliche Stille peitschen und drei Frauen töten.

Bern. Ein möglicherweise psychisch kranker Mann hat in einem Schweizer Bergdorf drei Frauen erschossen und zwei Männer verletzt. Polizisten stoppten den 33-jährigen Schützen – ein Einwohner des Dorfes Daillon im Alpenkanton Wallis – am Mittwochabend mit Schüssen. Er wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht. „Sonst hätte er sicher noch weiter getötet“, sagte die ermittelnde Staatsanwältin Catherine Seppey am Donnerstag.

Der Mann hatte laut Polizeiangaben einen alten Armeekarabiner und ein Jagdgewehr bei sich; er schoss aus beiden Waffen. Die Frauen - alle drei starben noch am Tatort – waren 32, 54 und 79 Jahre alt. Möglicherweise sei ein Beziehungsdrama Auslöser der Bluttat. Die Opfer und der Täter hätten sich gekannt, hieß es bei der Polizei.

Unter den Betroffenen ist ein Ehepaar. Während die 32-jährige Frau von den Schüssen tödlich getroffen wurde, überlebte ihr 33-jähriger Mann mit schweren Schussverletzungen. Die getötete Frau hinterlässt zwei kleine Kinder. Der andere verletzte Mann ist 63 Jahre alt.

Mindestens eine der getöteten Frauen scheint allerdings rein zufällig ins Schussfeld des Täters geraten zu sein: „Meine Schwägerin hörte die Schüsse, lief auf die Straße und wurde erschossen“, sagte die Wirtin des Restaurants „Alpes“, Josette Dessimoz, der Zeitung „Blick“.

Der Täter war laut Behördenangaben 2005 in einer psychiatrischen Einrichtung behandelt worden. Der 33-Jährige bezog er eine Invalidenrente für Arbeitsunfähige. Der Mann soll immer wieder Drogenprobleme gehabt haben. Bei der damaligen Einweisung in die Psychiatrie wurde eine Waffe, die er legal besaß, beschlagnahmt und zerstört.

Die Polizei war gegen 21.00 Uhr von besorgten Einwohnern alarmiert worden. „Wir hörten die Schüsse von draußen, löschten das Licht und versteckten uns“, sagte die Wirtin des Restaurants „La Channe d’Or“ Reportern. Äußerungen von Zeugen, wonach der Täter sich in dieser Gaststätte stark betrank, ehe er zum Morden aufbrach, wurden von der Polizei nicht bestätigt.

Dass die Bluttat in der Schweiz eine größere Debatte über den privaten Waffenbesitz auslösen würde, erschien zunächst wenig wahrscheinlich. In der Schweiz sterben nach offiziellen Angaben jährlich mehr als 250 Menschen durch Schusswaffen, wobei es sich in den meisten Fällen um Selbstmorde handelt.

Die Zahl der Toten durch Waffengewalt ist seit einigen Jahren rückläufig. 1999 lag sie noch bei 418, davon 346 Suizide. Insgesamt gibt es bei einer Zahl von acht Millionen Einwohnern etwa 2,5 Millionen legale Waffen. Gut die Hälfte davon kommt vom Militär, denn in der Schweiz nehmen Soldaten gewöhnlich ihre Dienstwaffen mit nach Hause.