Die Polizei nahm am frühen Freitagmorgen einen 18-Jährigen fest, der offenbar mit Pistolen und Bomben seine Schule stürmen wollte.

Newtown. Im US-Staat Oklahoma ist möglicherweise ein weiteres Schulmassaker vereitelt worden. Ein 18-Jähriger wollte offenbar am selben Tag, an dem ein Schütze an der Grundschule in Newtown in Connecticut 26 Menschen tötete, mit Pistolen und Bomben in seine Schule stürmen. Die Polizei nahm den Jugendlichen am frühen Freitagmorgen fest, nachdem sie am Donnerstagabend von den Plänen erfahren hatte.

Laut Polizeidokumenten versuchte der 18-Jährige, andere Schüler zu überreden, ihn bei seinem Plan zu unterstützen. Demnach wollte er Schüler in eine Aula locken, die Türen mit Ketten verschließen und das Feuer eröffnen. Der Jugendliche habe gedroht, Mitschüler zu töten, die ihm nicht helfen wollten, berichtete die Zeitung „Tulsa World“ unter Berufung auf Polizeikreise. Laut einem weiteren Zeitungsbericht wollte er Bomben an den Türen zur Detonation bringen, sobald die Polizei an den Tatort gekommen wäre. Der 18-Jährige befindet sich in Gewahrsam, es wurde eine Kaution von einer Million Dollar verhängt.

Nach dem Blutbad an der Grundschule in Connecticut hat am Sonnabend die Suche nach den Hintergründen der Tat begonnen. Die Polizei erklärte, die Ermittler hätten sehr gute Hinweise auf den Hergang der Tat und das Motiv des 20-jährigen Schützen gesichert. Der Mann hatte am Freitag 20 Kinder und mehrere Erwachsene getötet. Die Polizei nannte keine Details, erklärte aber, der Täter sei nicht in die Schule hineingelassen worden, sondern habe sich gewaltsam Zugang verschafft. Die Tat löste weltweit Entsetzen aus. Präsident Barack Obama rief zur Solidarität auf und forderte Konsequenzen, ohne konkret schärfere Waffengesetze zu verlangen. „Unsere Herzen sind gebrochen“, sagte er.

Bei dem Täter soll es sich um einen früheren Schüler der Sandy Hook Elementary School handeln, der in Ermittlerkreisen als Adam Lanza identifiziert wurde. Der junge Mann wird für die Ermordung von insgesamt 27 Menschen verantwortlich gemacht. Anschließend erschoss er sich. Medienberichten zufolge ist auch die Mutter unter den Opfern. Die Polizei bestätigte lediglich, dass an einem weiteren Tatort eine verwandte Person tot aufgefunden wurde. Die „New York Times“ berichtete, dass Lanza zwei Faustfeuerwaffen benutzt habe. Am Tatort sei zudem ein Gewehr gefunden worden.

Zwei frühere Mitschüler beschrieben Lanza als jemand, der in der High School schüchtern und ungewöhnlich intelligent gewirkt, aber kaum Freunde gehabt habe. Es sei Mitglied in einer Technik-AG gewesen, sagte ein Mitschüler, der namentlich nicht genannt werden wollte. Offiziellen Dokumenten zufolge trennten sich seine Eltern 2008. Der Vater war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Ein Bekannter beschrieb die Mutter des Täters als eine Waffensammlerin. „Sie hat erzählt, dass sie oft mit ihren Kindern zum Schießen gegangen sei“, sagte Dan Holmes. Ein 20-jähriger ehemaliger Mitschüler von Adam Lanza, Tim Arnone, sagte, beide Eltern hätten den Jungen immer zu akademischen Höchstleistungen angetrieben. Besonders die Mutter habe ihn gedrängt. „Sie hat ihn enorm unter Druck gesetzt, klüger zu sein und in der Schule härter zu arbeiten.“

Die Bewohner der 27.000-Einwohner-Stadt zeigten sich nach der Tat tief schockiert. „Es war einfach der Horror“, berichtete die Mutter einer Drittklässlerin, die zu der Grundschule geeilt war. Sie berichtete von blutüberströmten Kindern, die aus dem Schulgebäude gekommen seien. „Alle waren hysterisch und in Panik.“ In der Nacht drängten sich mehr als 1000 Menschen in eine nahe gelegene Kirche. „Es war einfach brutal“, sagte der Geistliche nach dem Gottesdienst anschließend. „Mir fällt kein besseres Wort ein.“ Der Gouverneur des Bundesstaates Connecticut, Dannel Malloy erklärte: „Heute hat das Böse unsere Gemeinde heimgesucht.“

Zahlreiche ausländische Staats- und Regierungschefs kondolierten. Die Tat habe kurz vor Weihnachten „unbeschreibliches Leid über viele Familien gebracht“, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Bundespräsident Joachim Gauck sprach den Amerikanern seine Anteilnahme aus. „Unsere Gedanken sind bei den Familien der Opfer“, erklärte er.

Ein sichtlich betroffener Präsident Obama hatte noch am Freitag erklärt, es gebe keine Eltern in Amerika, die an diesem Tag nicht dieselbe überwältigende Trauer verspürten wie er selbst. Obama wischte sich bei der Ansprache Tränen aus den Augen. Das Land habe in der Vergangenheit zu viele solcher Schießereien erleben müssen, sagte er weiter. Er forderte ein „wirkungsvolles Handeln, um weitere derartige Tragödien zu verhindern“. Konkrete Forderungen stellte er nicht.

Nach ähnlichen Massakern flammte in den USA die Diskussion über strengere Waffengesetze jeweils nur kurz auf. Die Bevölkerung ist tief gespalten zwischen den Befürwortern von strengeren Vorschriften und ihren Gegnern. Amerikanische Politiker neigen dazu, das Thema zu vermeiden, im Wahlkampf spielte es keine Rolle. Das Oberste Gericht der USA hat in den vergangenen Jahren in Grundsatzurteilen das verfassungsmäßige Recht auf den Besitz einer Schusswaffe gestärkt. Weder ein neues Urteil des Supreme Court noch eine Mehrheit für eine Verfassungsänderung sind abzusehen.