Der Amoklauf eines 20-Jährigen kostet 28 Menschen das Leben, darunter 20 Kinder. Das Motiv ist weiter unklar.

Newtown/USA. US-Präsident Barack Obama hat einen Tag nach dem Amoklauf mit 28 Toten an einer Grundschule im US-Staat Connecticut erneut seine Trauer bekundet. „Alle Eltern in Amerika haben ein schmerzendes Herz“, sagte er am Sonnabend in seiner wöchentlichen Radio- und Internetansprache. Bereits am Freitag hatte er sich tief erschüttert gezeigt und mit den Tränen kämpfend angeordnet, die Flaggen auf Halbmast zu setzen.

Obama sagte, er und seine Frau Michelle täten, was alle Eltern tun – „wir halten unsere Kinder bei uns so nah wir können und erinnern sie daran, wie sehr wir sie lieben“. „Unsere Herzen sind heute gebrochen“, sagte er. „Wir trauern für die Familien um jene, die wir verloren haben und wir schließen die Eltern in unsere Gebete ein, deren Kinder überlebt haben.“ Diesen Kindern sei ihre Unschuld viel zu früh genommen worden, sagte er.

Die Republikaner verzichteten auf ihre übliche Sonnabendansprache und überließen dem Präsidenten ihre Sendezeit.

Bereits am Freitagabend hatte Obama um die Opfer getrauert und gesagt, es seien mehrheitlich „wunderschöne kleine Kinder zwischen fünf und zehn Jahren“. Sie hätten das ganze Leben noch vor sich gehabt, „Geburtstage, Abschlussfeiern, Hochzeiten, eigene Kinder.“ Der US-Präsident unterbrach seine kurze Ansprache mehrmals und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Das Land müsse nun innehalten und zusammenrücken und etwas unternehmen, um Ähnliches in der Zukunft zu verhindern, mahnte er. Die USA hätten schon zu viele solcher Taten erlebt.

Das Weiße Haus machte indes keine konkreten Angaben über mögliche politische Maßnahmen, etwa eine Verschärfung der Waffengesetze. Prominente Befürworter einer solchen Politik wie der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg meldeten sich bereits zu Wort. Sofortiges Handeln sei notwendig, sagte er. Es habe genug Rhetorik in der Vergangenheit gegeben, sagte Bloomberg.

Bei dem Täter handelte es sich um einen 20-jährigen. Zu seinen Opfern gehörte auch seine Mutter, die Lehrerin an der Grundschule war. Nach Polizeiangaben erschoss der Täter zuerst seine Mutter und fuhr dann mit ihrem Auto zur Schule in der Ortschaft Newtown, wo er 20 Kinder zwischen fünf und zehn Jahren sowie sechs Erwachsene erschoss. Anschließend nahm er sich selbst das Leben. Insgesamt kostete die Tat nach Angaben der Polizei 28 Menschen das Leben, eine Frau wurde verletzt. Das Motiv war zunächst unklar. Es war nach einem Blutbad 2007 in Virginia mit 33 Toten der zweitschwerste Amoklauf in der Geschichte der USA.

US-Waffenrecht: Demonstranten fordern mehr Kontrolle

Nur wenige Stunden nach dem Blutbad an der Grundschule in Newtown haben sich in der Nacht zum Samstag rund hundert Demonstranten vor dem Weißen Haus in Washington versammelt. Sie verlangten ein strengeres Waffenrecht. „Wir können nicht zulassen, dass es so weitergeht“, sagte Demonstrantin Linda Finkel-Talvadkar. Seit dem Amoklauf in einem Kino in Colorado protestiert sie jeden Montag vor dem Amtssitz des US-Präsidenten.

Eine Verschärfung des Waffenrechts war bislang jedoch kaum zu erwarten. „Es geschehen furchtbare Dinge. Wir versammeln uns, singen Lieder, zünden Kerzen an. Dann gehen alle wieder nach Hause“, sagt die Vorschullehrerin Barbara Elsas. „Das ist nicht die Antwort“.

Der Amoklauf in Connecticut werde die Debatte anstoßen, sagte der Pressesprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, am Freitag (Ortszeit). „Aber ich glaube nicht dass heute der Tag dafür ist.“ Die Demonstranten vor dem Weißen Haus wollen aber nicht mehr warten: Viele hielten Schilder mit der Aufschrift „Heute ist der Tag.“