“Er hatte ein großes Herz“ - mit ungewöhnlich persönlicher Traueranzeige verabschiedet sich die Familie von Berthold Albrecht.

Düsseldorf. "Berthold war eine Kämpfernatur, sodass er bis zuletzt noch hoffnungsvoll war", schreibt die Familie in der ganzseitigen Todesanzeige, die am Freitag in mehreren Zeitungen veröffentlicht wurde. Woran der 58-jährige Sohn von Aldi-Mitbegründer Theo Albrecht schon im November gestorben ist, lassen die Angehörigen zwar im Unklaren, dennoch sind es ungewöhnlich persönliche Worte des äußert verschwiegenen Aldi-Clans.

Babette Albrecht, die Witwe des Verstorbenen, gedenkt mit "Kindern und Familienhund" ihres vorbildlichen Ehemanns und Familienvaters. Die Traueranzeige wurde in Anlehnung an die Trauerpredigt verfasst und gewährt so einen überraschend offenen Einblick in die Gefühlswelt der Hinterbliebenen. Sie bietet dem Leser einen Ausflug in das Seelenleben der verschwiegenen, öffentlichkeitsscheuen und unbekannten Familie, die hinter dem weltbekannten Discounter-Imperium steht.

Die Witwe bricht mit der sonst so sorgsam gewahrten Diskretion des Aldi-Clans. Regelmäßig führten die milliardenschweren Albrechts die Rankings der reichsten Deutschen mit Abstand an. Die selbstständigen Schwesterunternehmen Aldi Nord und Aldi Süd veröffentlichen keine Konzernzahlen. Doch nun präsentiert die Familie des verstorbenen Aldi-Nord-Lenkers Berthold Albrecht einige Kennwörter seines Lebens.

Liebe ist eines davon. "Wie soll es nun weitergehen nach dem Verlust des so sehr geliebten Ehemannes, Vaters und Freundes? Die Nacht ist vorgedrungen in die Winkel und Ecken meines Lebens, hat sich ausgebreitet über die ganze Welt."

Die Anzeige ließ die Familie mit dem Trauspruch des Ehepaars Albrecht überschreiben: "Bleibt niemand etwas schuldig; nur die Liebe schuldet ihr einander immer." Berthold Albrecht sei ein "sehr lieber, überaus großzügiger Mensch" gewesen, heißt es weiter. "Er hatte ein großes Herz, zeichnete sich durch seine feinfühlige Art aus, durch Heiterkeit und Optimismus." Menschlichkeit ist ein weiteres Kennwort seines Lebens. Auch Gesellschafter, Verwaltungsrat und Geschäftsführung von Aldi nehmen Abschied von ihrem Vorstandvorsitzenden und loben in einer eigenen Traueranzeige die "gewinnende Menschlichkeit" von Berthold Albrecht. Er habe es als Mitglied des Verwaltungsrats von Aldi Nord verstanden, "wichtige Impulse für die Zukunft zu geben". Berthold hatte sich innerhalb des Unternehmens vor allem um das US-Geschäft und das dortige Unternehmen Trader Joe's gekümmert. In die Öffentlichkeit trat er dabei aber selten.

Doch in der Familienanzeige haben die Hinterbliebenen sogar ein Foto des Verstorbenen abdrucken lassen. Wo es aufgenommen ist, bleibt unklar. Man sieht den öffentlichkeitsscheuen Albrecht mit weißem Hemd, seine Haare sind es ebenfalls, und er trägt eine randlose Brille. Auch wo "die Beerdigung im November 2012 im engsten Familien- und Freundeskreis stattgefunden" hat, ist nicht bekannt. Ein Ort wird nicht genannt.

Auch sein Bruder Theo Junior wird nicht explizit erwähnt. Er ist ebenfalls im Unternehmen aktiv, allerdings in keiner hervorgehobenen Position, so wie Berthold Albrecht es war.

Als Grund für die Verschwiegenheit der Familie wird oft die Entführung des Aldi-Mitbegründers Theo Albrecht angegeben, der im Jahr 1971 von einem Düsseldorfer Rechtsanwalt und einem Kleinkriminellen 17 Tage lang gefangen gehalten und erst nach der Zahlung von sieben Millionen Mark freigelassen wurde.

Bertholds Onkel Karl und sein Vater Theo Albrecht gelten als Erfinder des Discountprinzips und haben Wirtschaftsgeschichte geschrieben. Die damals revolutionäre Idee war, mit einem schmalen Sortiment und einfachen Betriebsabläufen die Kosten möglichst gering zu halten. Damit konnte Aldi viel niedrigere Preise als die Konkurrenz anbieten. Die erste Aldi-Filiale wurde 1962 eröffnet. Der "Aldi-Äquator", der die beiden Unternehmensteile trennt, verläuft zwischen Essen und Mülheim, wo Aldi Süd seinen Sitz hat.

Bertholds Vater Theo, der Gründer von Aldi Nord, war im Juli 2010 im Alter von 88 Jahren gestorben. Warum sein Sohn nur 58 Jahre alt wurde, bleibt wohl das Geheimnis des Aldi-Clans. Eines von vielen.