Sie spielen arglos auf einer Koppel – plötzlich geht ein Polizeihund auf sechs Kinder los. Polizei zeigt sich über die Attacke betroffen.

Polsdorf/München. Er sollte zum Polizeischutzhund ausgebildet werden – ausgerechnet dieser Hund hat sechs spielende Kinder im bayerischen Polsdorf angegriffen und verletzt. Anscheinend von dem lauten Gejohle angezogen, fiel der Rüde „Cabil“ die auf einer Pferdekoppel tobenden Fünf- bis Neunjährigen an. Er biss ihnen in Oberschenkel und Hüften und verletzte zwei von ihnen schwer. Gegen die Polizistin, die für den Belgischen Schäferhund verantwortlich war, läuft ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung.

„Ein Bub und ein Mädchen wurden auch heute noch im Krankenhaus behandelt“, berichtete der stellvertretende Nürnberger Polizeipräsident, Roman Fertinger, am Montag sichtlich betroffen.

Zu Details der Biss-Attacke wollte sich Fertinger mit Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen nicht äußern, deutete dann aber doch den Hergang in Grundzügen an: Die sechs Kinder hatten am Sonntag zunächst an einer Vereins-Weihnachtsfeier teilgenommen. Irgendwann verließen sie die Party und zogen zusammen mit einem Erwachsenen zu einer nahen Pferdekoppel. Dort tollten sie laut umher. „Es ist durchaus möglich, dass das Getobe der Kinder bei dem Hund eine Art Schlüsselreiz ausgelöst hat“, spekulierte Fertinger am Montag.

Fertinger räumte ein, dass sich „Cabil“ zum Unglückszeitpunkt von seiner Diensthundeführerin weit entfernt hatte. Ein Umstand, der für Fertiger allein Grund genug ist, am korrekten Verhalten der Beamtin zu zweifeln. Ein junger Hund, der erst eine Vorprüfung bestanden hat, aber noch nicht die anschließende Schutzhundeprüfung, müsse „zu jeder Zeit an der Hand geführt werden“, erläuterte der Leiter der Diensthundestaffel der mittelfränkischen Polizei, Norbert Hofmayer. Für Fertinger besteht daher ein „Anfangsverdacht“, dass die Polizistin gegen Dienstvorschriften verstoßen hat.

Nach Fertingers Angaben gehört die Beamtin (41) seit neun Jahren der Polizeihundestaffel an. „Cabil“ sei ihr zweiter Hund gewesen. „Sie gilt als sehr professionell“, betonte Fertinger.

Erst im Mai hatte ein Polizeihund im oberpfälzischen Waldmünchen eine Rentnerin ins Bein gebissen. Das Tier war nicht angeleint. Gegen den Beamten, der seinen Hund hatte frei laufen lassen, wurde wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt. Der 50 Jahre alte Polizist hatte seinen Hund nach einer Übung ins Auto bringen wollen. Beim Überqueren der Straße biss der Diensthund plötzlich der vorbeilaufenden Frau ins Bein.