Glühwein und Lebkuchen, Adventskalender und Weihnachtsmärkte – der deutsche Einfluss auf das britische Weihnachten ist nicht zu übersehen.

London. „Das kommt aus Deutschland. Schmeckt sehr gut“, sagt die Kassiererin beim deutschen Discounter in London, als sie den Stollen über das Kassenband zieht. „Nur schade, dass wir das immer nur an Weihnachten bekommen. Ich könnte den deutschen Kuchen das ganze Jahr über essen“, findet sie. Seit deutsche Lebensmittelhändler sich großflächig im Königreich niedergelassen haben, ähneln britische Weihnachten kulinarisch immer mehr den deutschen: Stollen, Spekulatius, Nürnberger Lebkuchen, Baumkuchenspitzen, Dominosteine und Glühwein aus Deutschland gehören dazu.

Die deutschen Weihnachtsleckereien haben die Briten aber schon vorher gemocht: Viele fahren gerne auf einen Kurztrip nach Deutschland zu einem Bummel über den Weihnachtsmarkt, beispielsweise nach Köln. Seit ein paar Jahren gibt es auch immer mehr deutsche Weihnachtsmärkte im Königreich selbst.

In London zieht im Hyde Park im „Winter Wonderland“ Bratwurstduft durch das bayerische Dorf mit deutschen Spezialitäten, außerdem gibt es ein „Schwarzwald-Restaurant“. Und an der Themse am Southbank Centre lockt der deutsche Weihnachtsmarkt mit 80 kleinen Holzhütten und „echter deutscher Weihnachtsstimmung“: Es läuft Weihnachtsmusik, riecht nach Bratwurst und Glühwein, Kunsthandwerk wird verkauft.

Die deutsche Erfindung des Adventskalenders ist in Großbritannien natürlich auch zu haben. Der deutsche Druckereibesitzer Gerhard Lang brachte vor mehr als 100 Jahren den ersten gedruckten Adventskalender auf den Buchmarkt. Obwohl die meisten Briten traditionell erst am 25. Dezember ihre Geschenke auspacken und nicht wie die Deutschen am 24. Dezember, verkaufen die Supermärkte Adventskalender mit 24 Türchen. Die Briten scheint das nicht zu stören: In vielen Büros und Kinderzimmern hängen Adventskalender, die schon einen Tag vorher enden.

Und noch eine Tradition kommt ursprünglich aus Deutschland, hat sich aber schon seit mehr als zwei Jahrhunderten etabliert: der Weihnachtsbaum. Königin Charlotte, die deutsche Frau von König Georg III., brachte ihn um 1800 nach Großbritannien.

Der Biograf von Königin Charlotte beschrieb die Szene damals so: „In der Mitte des Raumes stand ein riesiger Kübel mit einer Eibe, von den Zweigen hingen Bündel mit Konfekt, Mandeln und Rosinen in Papier, Früchte und Spielzeug, geschmackvoll arrangiert. Das ganze wurde mit kleinen Wachskerzen beleuchtet. Nachdem die Gesellschaft um den Baum gelaufen und ihn bewundert hatte, bekam jedes Kind eine Portion Süßigkeiten und ein Spielzeug und dann gingen alle nach Hause - ziemlich erfreut.“

Prinz Albert von Sachsen-Coburg, ebenfalls deutschstämmig, machte den Weihnachtsbaum fast 50 Jahre später bei den Briten richtig bekannt: In einer Londoner Zeitung erschien 1848 ein Bild, auf dem er mit seiner Frau, Königin Victoria, und Kindern an einem Weihnachtsbaum zu sehen war. Außerdem ließ er Christbäume in Kasernen und Bildungseinrichtungen aufstellen.

Bis heute spielt der Weihnachtsbaum eine wichtige Rolle bei der königlichen Weihnacht. Am Eingang von Windsor Castle, dem Sitz der königlichen Familie, wird jedes Jahr ein Weihnachtsbaum gleich neben der Statue von Königin Victoria errichtet. Und dass die königliche Familie deutsche Wurzeln hat, merkt man auch am Heiligen Abend: Denn im Gegensatz zum Rest des Landes packen die Queen und ihre Verwandten die Geschenke bereits am 24. Dezember aus und nicht erst einen Tag später.