Dutzende Kinder sterben als ein Zug in ihren Schulbus rast. Ein schwarzer Tag für Ägypten, wo noch ein weiterer schwerer Unfall passiert.

Istanbul/Kairo (dpa) – Ein Zug hat an einem unbeschrankten Bahnübergang in Ägypten einen Bus erfasst und 50 Kinder in den Tod gerissen. Auch der Busfahrer und ein Begleiter starben im Süden des Landes. Die genaue Ursache für die Kollision blieb unklar: Entweder hat der zuständige Bahnwärter geschlafen und die Warnsignale nicht eingeschaltet. Oder der Busfahrer versuchte, noch in letzter Sekunde den Übergang zu überqueren. Die Jugendbewegung 6. April warf Präsident Mohammed Mursi vor, noch nichts zur Verbesserung der alten Anlagen unternommen zu haben.

Die meisten Kinder waren vier bis sechs Jahre alt. Das Unglück ereignete sich am frühen Morgen in der Provinz Assiut. Rund 60 Jungen und Mädchen saßen den Sicherheitsbehörden zufolge im Bus, als dieser vom Zug an einem Bahnübergang der Stadt Manfalut erfasst wurde, etwa 350 Kilometer südlich von Kairo. Das Fahrzeug wurde mitgeschleift und in zwei Teile zerrissen, bis zu 20 Menschen wurden verletzt.

Der Bahnwärter wurde kurz nach dem Unglück zum Verhör gebracht. Angehörige der Opfer werfen ihm vor, geschlafen zu haben. Das Transportministerium erklärte jedoch laut Staatsfernsehen, dass die Sirenen und Warnlichter am Bahnübergang zum Zeitpunkt des Unfalls an waren. Aus der Bahnbehörde verlautete allerdings später, dass es Sirenen an diesem Ort gar nicht gab. Der Zugführer sagte staatlichen Medien zufolge, ihm sei kein Signal zum Anhalten gegeben worden. Als Reaktion auf den Unfall reichte der Transportminister Mohammed Raschad al-Matini seinen Rücktritt ein, ebenso der Leiter der staatlichen Bahnbehörde.

Präsident Mohammed Mursi wandte sich in einer Fernsehansprache an die Ägypter. Eine Untersuchung sei eingeleitet worden, um die Verantwortlichen für das Unglück zu finden. Er versprach den Familien der Getöteten und Verwundeten eine finanzielle Entschädigung. Als jedoch Ministerpräsident Hischam Kandil kurze Zeit darauf ein Krankenhaus in Assiut besuchte, empfingen ihn wütende Demonstranten. Angehörige der Opfer blockierten die Gleise, weil sie nach Überresten suchten.

Ungesicherte und völlig veraltete Bahnanlagen führen in Ägypten immer wieder zu schweren Unfällen. Die Signalvorrichtungen sind zum Teil noch handbetrieben, Schranken an den Übergängen gibt es kaum. Meist sind Nachlässigkeit und menschliches Versagen die Unfallursachen. Das gilt auch für Busunglücke, die sich oftmals auch wegen waghalsiger Manöver der Fahrer ereignen.

Nach dem Unglück mehrten sich die Forderungen nach Investitionen in eine bessere Verkehrsinfrastruktur. Die am Sturz von Ex-Machthaber Husni Mubarak beteiligte Jugendbewegung 6. April, erklärte auf ihrer Facebook-Seite, dass Rücktritte als Konsequenz aus diesem Unglück nicht ausreichten. Mursi warfen sie Versagen vor. Und dafür müssten nun auch die Kinder Ägyptens bezahlen.

Das schlimmste Unglück in der Bahngeschichte erlebte Ägypten im Jahr 2002. Damals verbrannten in einem völlig überfüllten „Arme-Leute-Zug“ südlich von Kairo 361 Menschen in den Waggons, weil die Fenster vergittert waren.

Nur wenige Stunden nach der Tragödie in Assiut gab es 50 Kilometer südlich von Kairo einen weiteren schweren Unfall. 17 Menschen starben, als ein Lastwagen und ein Minibus zusammenstießen, wie Sicherheitsbehörden mitteilten. Der Grund war hier vermutlich zu hohes Tempo. Die Zeitung „Al-Ahram“ titelte daraufhin online: „Tag des Todes auf den Straßen“.

Jährlich kommen in dem Land nach ägyptischen Medienberichten rund 7000 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben – Tendenz steigend. Auch aus Ghana wurde ein schwerer Unfall gemeldet: Der Frontalzusammenstoß zweier Busse tötete mindestens 31 Menschen, etwa genau so viele wurden verletzt. Das Unglück ereignete sich am späten Freitagabend rund 650 Kilometer nördlich der Hauptstadt Accra. Zu der Kollision kam es, als ein Bus ein Motorrad überholen wollte.