Es ist nur ein kleines Stück Papier – eine Aktie aus dem Jahr 1923. Doch ohne sie hätte Charlie Chaplin einige Filme so nicht drehen können.

Würzburg. An der Börse ist das Papier nichts mehr wert, doch auf dem Sammlermarkt ist die Aktie der Chaplin-Studios heiß begehrt. Mehr als 15 Jahre schlummerte das historische Wertpapier in der Sammlung eines Deutschen, nun kommt es in Würzburg unter den Hammer. Das Papier mit der grünen Umrandung, ist dreifach vom Stummfilmstar Charlie Chaplin (1889-1977) signiert. Das Stück ist heute mehr als 25.000 Euro wert.

Das Wertpapier wurde von den Chaplin-Studios im Jahr 1923 ausgegeben und ist auf den berühmten Schauspieler persönlich ausgestellt. „Diese Aktie hat alles, was es zu einem historischen Spitzenstück macht: Es kommt von einer bekannten Firma, ist nur eine von dreien mit dreifacher Unterschrift und sie repräsentierte damals mit 55 Prozent die Mehrheit an der Gesellschaft“, sagt Matthias Schmitt von der Historischen Wertpapierhaus AG.

Die Charlie-Chaplin-Aktie trägt die Nummer zehn und war vor fast 90 Jahren exakt 109.936 Dollar wert. Mit diesem Stück Papier gehörten dem Besitzer genau 1099,36 Anteile zu je 100 Dollar. Zwischen 1918 und 1952 seien in den Chaplin-Studios in Hollywood alle Filme des britischen Schauspielers gedreht worden, darunter „Moderne Zeiten“, „Goldrausch“ und „Der große Diktator“.

„Ohne diese Aktie wäre das Studio nie so finanziert worden und der Lauf der Geschichte wäre ein ganz anderer gewesen. Viele Filme mit Charlie Chaplin würden vor einer anderen Kulisse spielen“, erklärt Schmitt weiter.

Das Auktionshaus versteigert am Sonnabend in Würzburg mehr als 800 alte Aktien von historischem Wert. Zu den Highlights zählt auch eine Aktie aus dem Jahr 1877, mit dem die Alte Oper in Frankfurt am Main finanziert wurde. Zu den Bietern gehören neben Privatleuten auch professionelle Händler und Museen.

Das Sammeln von alten Aktien ist in Deutschland in den 1970er Jahren entstanden. Auch heute noch sei hierzulande der wichtigste Sammlermarkt. „Hier ist der Markt am besten organisiert“, sagt Joachim Wallrabenstein vom Ersten Deutschen Historic Actien Club. Der Verein hat 135 Mitglieder. Weltweit soll es dem Auktionshaus zufolge rund 2000 Sammler geben, die Hälfte davon komme aus Deutschland.

„Es gibt nur wenige Sammler, die auch bei diesen hohen fünfstelligen Bereichen zuschlagen. Interessiert sind dann Sammler, die auf Autographen und große Namen aus sind, aber auch Liebhaber aus dem Filmbereich“, meint der zweite Vereinsvorsitzende.

Beim Sammeln von Wertpapieren spielt natürlich auch die Seltenheit eine große Rolle. „Aber was für einen Briefmarkensammler mit nur 100 Stücken weltweit schon selten ist, ist für uns schon häufig“, erläutert Wallrabenstein. Der Markt sei wesentlich kleiner. „Eine besondere Rarität sind natürlich Einzelstücke oder große Stücke wie der Chaplin mit geringer Auflage.“