Die Kubaner sind Mängel gewöhnt. Einen Stromausfall dieses Ausmaßes haben sie aber selten erlebt. Die staatlichen Medien schwiegen stundenlang.

Havanna. Lichter aus auf Kuba: Einer der größten Stromausfälle der vergangenen zehn Jahre hat Millionen Menschen auf der sozialistischen Karibikinsel stundenlang im Dunkeln sitzen lassen. Betroffen war vor allem die Westhälfte einschließlich der Hauptstadt Havanna mit ihren 2,2 Millionen Einwohnern, wie Augenzeugen und Blogger berichteten. Der Blackout begann am Sonntagabend gegen 20.00 Uhr Ortszeit und traf etwa acht Provinzen. Die staatlichen Medien berichteten erst Stunden später davon.

Es habe eine Störung in einer Hochspannungsleitung im Zentrum der Insel gegeben, hieß es dann. Die Ursache werde untersucht. Die Versorgung brach zwischen Pinar del Río im Westen und Ciego de Ávila in der Inselmitte zusammen. Nach rund vier Stunden wurde die Stromversorgung allmählich wiederhergestellt.

Havanna bot einen gespenstischen Anblick. Bis auf große Hotels, einige staatliche Gebäude und ausländische Vertretungen, die über Notstromgeneratoren verfügen, war es in der Hauptstadt stockfinster. Angesichts der Hitze versammelten viele Einwohner sich an der berühmten Uferpromenade Malecón – dort ließ es sich ohne Ventilator besser aushalten.

„So etwas ist üblich, vor allem in dicht besiedelten Gegenden“, kommentierte ein Anwohner den Stromausfall. Dennoch waren viele Kubaner beunruhigt. „Das Außergewöhnliche war diesmal nicht die Dauer, sondern das Ausmaß“, twitterte die bekannte oppositionelle Bloggerin Yoani Sánchez angesichts des betroffenen Gebiets. Der regierungstreue Blogger Yohandry Fontana betonte, die Menschen seien ruhiggeblieben. „Die Hitze hat uns zu schaffen gemacht, aber jetzt sind wir wieder daheim“, schrieb er nach dem Ende des Blackouts.

Wegen der maroden Infrastruktur sind Stromausfälle auf Kuba keine Seltenheit. Während der „Energie-Revolution“ hatte Kuba 2004 unter dem damaligen Staatschef Fidel Castro viele große Stromgeneratoren angeschafft, um die defizitären Elektrizitätswerke zu entlasten. Die chronische Schwäche des Netzes hat das aber nicht behoben. (dpa)