Sein Tod kam für alle überraschend und löste nicht nur in Berlin einen Schock aus. Jetzt ist geklärt, woran Thomas Dörflein (44), Ziehvater und...

Berlin. Sein Tod kam für alle überraschend und löste nicht nur in Berlin einen Schock aus. Jetzt ist geklärt, woran Thomas Dörflein (44), Ziehvater und Pfleger des weltberühmten Berliner Eisbären Knut, gestorben ist.

"Es war ein Herzinfarkt", teilte Justizsprecher Michael Grunwald gestern Nachmittag mit. Bei der Obduktion sei eine frisch entstandene Thrombose entdeckt worden. Das Gerinnsel habe die Blutgefäße verstopft und zu einer unzureichenden Blutversorgung des Herzens geführt. Grunwald: "Andere Todesursachen wie Selbstmord oder Fremdverschulden sind aus medizinischer Sicht ausgeschlossen." Berichte über eine schwere Krebserkrankung des Tierpflegers konnte die Staatsanwaltschaft nicht bestätigen. Dörflein war, wie berichtet, an seinem freien Tag in der Wohnung einer Bekannten in Berlin-Wilmersdorf plötzlich zusammengebrochen. Sofortige Wiederbelebungsversuche eines Notarztes blieben erfolglos.

Video: Zoobesucher trauern um Knut-Pfleger Dörflein

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Am Gehege von Eisbär Knut im Berliner Zoo herrschte gestern seltsame Stille. Schweigend zogen die Besucher im Nieselregen vorbei, einige legten Blumen und Briefe nieder oder stellten Grablichter auf. Die 22-jährige Jennifer heftete eine weiße Rose an den Zaun und schrieb auf einen Zettel an Thomas Dörflein: "In so kurzer Zeit bist Du ein Freund für uns geworden."

Der Zoo habe Mails aus aller Welt mit Trauerbekundungen erhalten, sagte Zoochef Bernhard Blaszkiewitz. Auch er zeigte sich bestürzt über den Tod seines langjährigen Mitarbeiters. "Das gibt mir schon einen Schock, dass ein viel Jüngerer in die Ewigkeit gerufen wurde - für mich kam die Nachricht völlig überraschend. Dörflein sollte sich gestern einer Knieoperation unterziehen. Am Sonnabend hatte er Knut zum letzten Mal besucht. Jetzt wird er nie wiederkommen - wie verkraftet Knut das? Kann ein Eisbär Trauer empfinden?

Video: Knut-Pfleger Dörflein starb an Herzinfarkt

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Tierpsychologe Joachim Westermann: "Ja, aber auf eine andere Art als wir Menschen. Tiere sind im wahrsten Sinne des Wortes Gewohnheitstiere. Wenn bestimmte Bezugspersonen wegfallen, können Zootiere mit Verhaltensänderungen reagieren." Wie zeigt sich das? Westermann: "In einer gewissen Unruhe, im Extremfall sogar durch Futterverweigerung. In ganz extremen Fällen äußert sich das in Apathie, die Tiere ziehen sich zurück, bis hin zur Selbstverstümmelung, wenn sie an ihren Pfoten knabbern oder sich Fell ausreißen. Aber das ist eher bei Haustieren der Fall und bei Knut sehr unwahrscheinlich, weil ja schon ein gewisser Abnabelungsprozess von seinem Pfleger stattgefunden hatte."

Wie kann man helfen? Westermann: "Pfleger und Zoologen können zum Beispiel zur Ablenkung Futterspiele mit ihm machen."


Wer sich im Internet-Kondolenzbuch des Tierparks eintragen möchte, hier die Adresse: www.zoo-berlin.de