Nach der Freilassung von Marco W. (17) aus türkischer Untersuchungshaft prüft nun die deutsche Justiz das weitere Vorgehen im Fall des Schülers aus Uelzen.

UELZEN. Nach der Freilassung von Marco W. (17) aus türkischer Untersuchungshaft prüft nun die deutsche Justiz das weitere Vorgehen im Fall des Schülers aus Uelzen. Die Prozess-Akten aus der Türkei seien in Lüneburg eingetroffen und würden übersetzt und ausgewertet, sagte Oberstaatsanwalt Manfred Warnecke. Dann werde geschaut, ob es weitere Ermittlungen in Deutschland gebe. Marco soll während eines Osterurlaubs in Antalya die 13 Jahre alte Britin Charlotte sexuell missbraucht haben, was er aber bestreitet. Das Justizverfahren in der Türkei geht weiter. Der Prozess soll am 1. April in Antalya fortgesetzt werden.

Indessen wollte der Anwalt des mutmaßlichen Opfers beim Gericht in der Türkei Beschwerde gegen die Freilassung des Schülers einlegen. "Das Gericht hätte Marco nicht die Ausreise nach Deutschland erlauben dürfen. Sie hätten ihn in der Türkei behalten müssen", so Rechtsanwalt Ömer Aycan. "Die Beweise zeigen, dass Marco meine Mandantin vergewaltigt hat." Außerdem stellte er Strafanzeige gegen Marcos Verteidiger Matthias Waldraff und Michael Nagel. Sie hätten Druck auf das Gericht ausgeübt.

Am Freitag hatte das Gericht Marco ohne Auflagen auf freien Fuß gesetzt (wir berichteten). Nach 247 Tagen im Gefängnis war der 17-Jährige am Sonnabend mit einem Privatjet auf dem Nürnberger Flughafen gelandet. Seither hält er sich an einem geheimen Ort auf.

Marcos Vater Ralf Jahns (47) will für einen vollständigen Freispruch kämpfen. Es müsse darum gehen, dass Marco "von diesen unglaublichen Vorwürfen komplett freigesprochen wird", sagte er in der RTL-Sendung "Explosiv". Seine Ehre müsse wiederhergestellt werden.