130 Jugendliche präsentierten Senatorin Christa Goetsch ihre Visionen eines zeitgemäßen Unterrichts.

"Diese Schule wollen wir ... immer noch!" Zu große Klassen, zu alte Lehrer, ungerechte Benotungen: Bei aller Kritik, die das Hamburger Schulsystem zurzeit einstecken muss, gingen die 130 Schülerinnen und Schüler beim 13. Forum der SchülerInnenkammer Hamburg sehr konstruktiv an ihre Aufgabe heran. Schließlich lautete das Motto des diesjährigen Treffens am Institut für Lehrerfortbildung auch "Lasst uns Schule verbessern".

In sechs Arbeitsgruppen diskutierten die Teilnehmer ihre Vorstellungen von Schule und Unterricht und präsentierten sie anschließend in einer Podiumsdiskussion mit Bildungssenatorin Christa Goetsch (GAL). Großer Informationsbedarf herrscht beim Thema Profiloberstufe: "Viele Schüler wissen gar nicht richtig darüber Bescheid. Außerdem sind wir mit den vorgegebenen Profilen nicht einverstanden und wünschen uns da mehr Mitspracherecht", sagte Lina (15) vom Gymnasium Altona. "Es muss Informationsveranstaltungen für alle Schüler der zehnten Klasse geben. Und wenn einem das Profil einer anderen Schule besser gefällt, kann man auch die Oberstufe wechseln", antwortete die Senatorin.

Überhaupt müsse die Informations- und Kommunikationskultur an den Schulen verbessert werden. Auch im Hinblick auf die Schülerrechte. "Schule soll sich als Gemeinde verstehen, und da muss jeder seine Rechte kennen", sagte Christa Goetsch, die für 2009 allgemein verpflichtende Einführungsveranstaltungen an allen Hamburger Schulen zu diesem Thema ankündigte. Aktuellere Stoffe, wie beispielsweise die Finanzkrise in den Unterricht einzubeziehen und stets einen Bezug zur Realität herzustellen, finden viele Schüler wichtig, um motiviert zu lernen und gut vorbereitet ins spätere Berufsleben zu starten. Ebenso die Mitgestaltung des Unterrichts: "Wenn die Schüler einer Klasse keinen Frontalunterricht wollen, muss der Lehrer darauf reagieren und Gruppenarbeit anbieten", sagte Yvonne (17) vom Gymnasium Alstertal. Zu oft würden Lehrer den Unterrichtsstoff einfach in die Klasse geben und die Schüler damit allein lassen.

Überhaupt wünschten sich viele Schüler eine bessere Feedback-Kultur an ihrer Schule. "Oft fehlt uns eine Begründung, warum ein Lehrer die oder die Note gibt. Die Kooperationsbereitschaft zwischen Schülern und Lehrern muss verbessert werden", forderte Julian (16) vom Gymnasium Grootmoor. Seine Arbeitsgruppe schlug vor, eine Bewertung der Schüler nach jeder Stunde vorzunehmen und statt bloßer Noten im Zeugnis eine kurze Begründung dazuzuschreiben. Natürlich sollten auch Schüler ihr Recht in Anspruch nehmen, die Leistungen der Lehrer zu beurteilen. "Jüngere und besser ausgebildete Lehrer" lautete eine Forderung ans Schulpersonal. Auf diese Weise würden weniger Unterrichtsstunden ausfallen und die Schüler anständig lernen.

Peter Daschner, Direktor des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung, forderte die anwesenden Schüler zur Ungeduld auf: "Das Thema Feedback wird nun schon seit fast zehn Jahren diskutiert. Fordert es und setzt es durch, damit es endlich von der Tagesordnung kommt." Christa Goetsch versprach: "Meine Unterstützung habt ihr." Frederic Rupprecht (16), Vorsitzender der SchülerInnenkammer Hamburg, war mit dem Ergebnis der Veranstaltung zufrieden. Sie zeige, dass Schulpolitik ohne Miteinbeziehung von Schülern nicht umsetzbar sei. "Schule ist ein Dienstleister, der Schüler ist König."