Der mutmaßliche Mörder von der kleinen Michelle (8) muss sich seit heute vor dem Landgericht Leipzig verantworten.

Leipzig. Das Verbrechen an der kleinen Michelle aus Leipzig sorgte national für Entsetzen: Das achtjährige Mädchen wurde entführt, missbraucht und ermordet. Seit neun Uhr heute Morgen muss sich der mutmaßliche Täter, der 19-jährige Daniel V., wegen Mordes, Vergewaltigung, schweren sexuellen Missbrauchs und gefährlicher Körperverletzung vor dem Landgericht Leipzig verantworten. Das Mädchen war am 18. August vergangenen Jahres auf dem Heimweg von Ferienspielen in ihrer Grundschule von dem mutmaßlichen Täter, der in ihrer Nachbarschaft wohnte, abgefangen und umgebracht worden. Die Leiche des Kindes wurde drei Tage später in einem Teich gefunden.

„Als erstes möchte ich mich entschuldigen bei der Familie von Michelle, weil ich Ihnen so einen großen Schmerz zugefügt habe“, sagte der 19-Jährige zu Beginn des Prozesses. Die Eltern von Michelle waren nicht im Gerichtssaal erschienen. Sie lassen sich heute als Nebenkläger von einer Anwältin vertreten.

Die Öffentlichkeit wurde zur Verhandlung des Mordfalls vorübergehend ausgeschlossen. Die detaillierten Aussagen zur Tat und zum Tatmotiv seien nicht im Interesse der Öffentlichkeit, sagte der Anwalt des Angeklagten, Malte Heise. Dieser hatte am Wochenende angekündigt, dass der Angeklagte im Prozess erneut ein umfassendes Geständnis ablegen werde. Er will beantragen, den nicht vorbestraften und zur Tatzeit 18-Jährigen nach Jugendstrafrecht zu verurteilen. Demnach läge die Höchststrafe bei zehn Jahren Haft, bei Erwachsenen steht auf Mord eine lebenslange Freiheitsstrafe.

Laut Anklage lockte der Auszubildende zum Sozialassistenten die Schülerin, die er von seiner Arbeit her kannte, unter einem Vorwand in seine Wohnung. Er habe sie zu vergewaltigen versucht. „Das Kind kannte den Beschuldigten und folgte ihm arglos in die Wohnung“, sagte Staatsanwalt Klaus-Dieter Müller. Als er dort mit Klebeband hantierte, wurde Michelle misstrauisch und wollte fliehen. Der Angeklagte würgte das Mädchen und verging sich an ihm. Danach tötete er die Schülerin und warf sie in einen Ententeich.

Ein Großaufgebot der Polizei suchte drei Tage vergeblich nach dem Kind. Am 21. August fand ein Spaziergänger das tote Mädchen in einem Teich im Stötteritzer Wäldchen, einem Leipziger Park, drei Kilometer von der Grundschule Michelles entfernt.

Trotz umfangreicher Ermittlungen der Sonderkommission „Michelle“ mit 177 Beamten fehlte sieben Monate lang jede Spur von dem Täter. Am 8. März dieses Jahres, als Kripo-Beamte Daniel V. wegen einer Speichelprobe zur DNA-Feststellung aufsuchen wollten, erschien dieser mit seiner Mutter bei der Polizei und legte nach anfänglichem Leugnen ein Geständnis ab.

Für die Hauptverhandlung sind insgesamt vier Termine angesetzt. Für heute waren drei Sachverständige und ein Zeuge geladen.