Ein 42-Jähriger hatte bei der Eröffnung des Madame Tussaud's-Wachsfigurenkabinetts in Berlin die Hitler-Figur enthauptet. Heute wurde er vom Amtsgericht Tiergarten dafür zu einer Geldstrafe verurteilt.

Berlin. Im Prozess um die Zerstörung der Hitler-Figur im Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds in Berlin hat das Amtsgericht Tiergarten am Dienstag einen 42-jährigen Mann zu einer Geldstrafe von 900 Euro verurteilt. Der Mann hatte bei der Eröffnung des Wachsfigurenkabinetts im Juli vergangenen Jahres die umstrittene Figur beschädigt und bei einem anschließenden Gerangel einen Angestellten leicht verletzt. Das Gericht halbierte damit die zuvor in einem Strafbefehl verhängte Sanktion gegen den arbeitslosen Kreuzberger von ursprünglich 1800 Euro.

Der 42-Jährige betonte in dem Prozess, mit der Tat habe er ein Zeichen setzen wollen. Der Mann hatte sich auf die Wachsfigur des NS-Diktators gestürzt und deren Kopf abgetrennt. Dabei entstand ein Schaden von 6325 Euro. Die Aktion sei «nötig gewesen», versuchte sich der 42-jährige vor Gericht zu rechtfertigen. Er habe aber niemanden verletzen wollen. Die Tat sei eine Art Mutprobe gewesen, um gegenüber seinen Bekannten «nicht das Gesicht zu verlieren». Diese hätten wie er die Aufstellung der Hitler-Puppe als «völlig unangemessen» empfunden. Für die Aufnahme der Hitler-Figur in die Schau war das Berliner Museum schon vor seiner Eröffnung von vielen Seiten heftig kritisiert worden.

Der Angeklagte bezeichnete sich im Prozess als «einen Mensch mit politischem Bewusstsein», obwohl er normalerweise nicht zu derartigen Taten neige. Bei einer Diskussion mit Freuenden am Vorabend der Eröffnung hatte der Ex-Polizist und gelernte Verkäufer eigenen Angaben zufolge mit Freunden über die als «ungeniert positive» empfundene Darstellung des NS-Diktators im Berliner Museum unweit des Holocaust-Mahnmals gesprochen. Er sei über das Aufstellen der Hitler-Figur verärgert gewesen und habe sich entschieden, den «kommerziellen Interessen von Madame Tussauds», entgegenzutreten. Gegenüber einem Bekannten habe er sich sogar «verbürgt», die Figur zu zerstören.

Dennoch habe er am nächsten Tag während der «langen Wartezeit» am Eröffnungstag vorm Museum noch mit sich gehadert. Für ihn sei aber wichtig gewesen, was Freunde und Bekannte von ihm halten würden. Als er dann im Museum die Figur Hitlers als «Mittelpunkt der Ausstellung» empfand, habe der Impuls, ein «Zeichen setzen» zu wollen gesiegt, sagte er.

Begleitet von Rufen wie «Nie wieder Krieg» und «Tod dem Führer» war der Kreuzberger auf den Tisch gesprungen, hinter dem die Hitler-Figur aufgebaut war, hatte deren Kopf umklammert, um ihn abzureißen. Beim Gerangel mit zwei Wachmännern, die neben der Figur standen, war der Wachskopf zu Boden gefallen und zersprungen. Auch die linke Hand der Figur brach dabei ab.

Vor Gericht versicherte der 42-Jährige, er würde so etwas nicht wieder tun. Er glaube aber, dass die Aktion «erforderlich war, um zu verhindern, dass der Umgang mit Hitler und Co. durch rein kommerzielles Interesse bestimmt wird».

Der Angeklagte zeigte sich vor Gericht angetan davon, dass Madame Tussauds aus seiner Sicht «nun reagiert» habe. Nach der Restauration der Wachsfigur werde Hitler als gebrochener Mann mit zerwühltem Haar und loser Krawatte dargestellt.