Die umstrittene Wachsfigur Hitlers ist schon wieder aus dem Programm Madame Tussauds entfernt worden. Ein Besucher riss kurz nach Eröffnung der Ausstellung der Figur den Kopf ab.

Berlin. Unmittelbar nach der Eröffnung des Wachsfigurenmuseums von Madame Tussauds in Berlin ist die dort ausgestellte Hitler-Figur beschädigt worden. Nach Polizeiangaben riss ein 41-jähriger Mann aus Berlin-Kreuzberg am Sonnabendvormittag den Kopf der Puppe ab. Der Mann sei festgenommen worden, teilte die Polizei weiter mit.

Es war der zweite Gast überhaupt, der nach der Eröffnung um zehn Uhr in das Museum gekommen war, wie Museumsmitarbeiter Stephan Koch berichtete. Plötzlich habe der Mann "Nie wieder Krieg" gerufen und der Figur den Kopf abgerissen, wie ein Augenzeuge berichtet. Koch und ein zweiter Mitarbeiter hätten versucht, den Täter aufzuhalten, dabei sei sein Kollege angegriffen worden. Deshalb werde gegen den Kreuzberger nicht nur wegen Sachbeschädigung, sondern auch wegen Körperverletzung ermittelt, erklärte Polizeisprecher Bernd Schodrowski.

Der 41-jährige sei über den Tisch gesprungen, hinter dem die Figur platziert war, und habe den Kopf beschädigt. Die gesamte Figur habe danach am Boden gelegen. Das Museum blieb geöffnet, allerdings wurde die Figur weggeräumt. Über die Höhe des Schadens konnte Koch keine Angaben machen. Museumssprecherin Ruoß ließ offen, ob die Figur wieder in die Ausstellung zurückkommt. Das hänge auch "vom Ausmaß des Schadens an der rund 200 000 Euro teuren Figur ab".

Die Darstellung des Nazi-Führers war seit einigen Tagen umstritten. Nach einer Pressevorbesichtigung am Mittwoch hatte es eine Kontroverse über die Frage gegeben, ob der Diktator überhaupt in dem kommerziellen Museum präsentiert werden dürfe. Die Figur saß in einem Diorama, das den Führerbunker im Jahr 1944 darstellt. Die Museumsverwaltung hatte erklärt, das Szenario dürfe weder berührt noch fotografiert werden.

In Hamburg kein Problem

Im Hamburger Panoptikum stört sich seit 60 Jahren kaum jemand an dem wächsernen Diktator. "Die meisten Besucher haben keine Probleme damit", sagte der Chef des ältesten Wachsfigurenkabinetts Deutschlands, Hayo Faerber. Für sie sei Hitler eine Figur der Zeitgeschichte.

"Bei uns hat es noch nie Beschädigungen gegeben", versicherte dagegen der 61-jährige Faerber. Dabei steht die 1941 modellierte Figur Adolf Hitlers bereits seit 1948 in dem Wachsfigurenkabinett an der Reeperbahn. "Anfangs hatte das Propagandaministerium dem Panoptikum verboten, den Hitler aufzustellen. Vermutlich fürchteten sie eine Degradierung ihres Führers." So wurde die Wachspuppe zunächst eingelagert und konnte erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in den Ausstellungsräumen präsentiert werden.

Auch die jährlichen Umfragen bei Besuchern zeigen, dass es kaum negative Reaktionen auf den Wachs-Nazi gibt. "Nur ein bis zwei von 1000 Gästen echauffieren über das Hitler-Abbild", sagte Faerber.

Auch in London gehasst

In London, dem ersten Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds, steht seit 1933 eine Figur von Adolf Hitler - sie wurde schon mehrmals beschädigt. Die Puppe steht nach Angaben der BBC seit 2002 dennoch nicht mehr hinter Glas. So war sie 60 Jahre lang vor Angriffen von Besuchern geschützt worden. Viele hatten die Figur bespuckt oder auch mit Eiern beworfen.

Nach Angaben des Museums war keine andere Wachspuppe so oft Ziel von Attacken. So war der Diktator lange die meistgehasste Figur im Londoner Wachsfigurenkabinett, wie aus einer museumsinternen Umfrage hervorging. Im Jahr 2002 übernahm Osama bin Laden die Führung.

Hitler steht neben seinem Widersacher während des Zweiten Weltkriegs, dem britischen Premierminister Winston Churchill. London zeigt den Diktatur allerdings nicht wie in Berlin in seinen letzten Tagen, sondern in kämpferischer Pose.