Der mutmaßliche Schütze verweigert die Aussage. Keine konkreten Beweise für Zusammenhang der Schießerei mit “Batman“-Film.

Aurora/USA. Nach dem Massaker in einem Kino im US-Staat Colorado rätseln die Behörden über das Motiv des Schützen. Die Polizei äußerte sich bisher nicht und der Verdächtige James H., ein 24-jähriger Student, verweigerte am Freitag (Ortszeit) die Aussage, wie aus Polizeikreisen verlautete. Eine Durchsuchung seiner Wohnung, die er mit Sprengfallen gesichert hatte, war zunächst nicht möglich. Das FBI und die örtliche Polizei wollten am Sonnabend versuchen, sich Zugang zu verschaffen, wie Polizeichef Dan Oates erklärte.

Bewohner von Aurora, eines Vororts von Denver, legten am Freitag Blumen vor dem Kino nieder, in dem der Bewaffnete bei der Premiere des neuen „Batman“-Films zwölf Menschen getötet hatte. Mehrere hundert Menschen kamen in der Nähe zu einer Gedenkmesse für die Opfer, viele weinten und konnten die Bluttat noch immer nicht fassen.

Berichte, wonach die Tat in Zusammenhang mit dem neuen "Batman“-Film "The Dark Knight Rises“ stand, bei dessen Premiere H. das Feuer eröffnete, wollte die Polizei zunächst nicht bestätigen. In dem Film stürmen ein Maskierter und seine Helfer in ein voll besetztes Football-Stadion, schießen um sich und zünden Sprengsätze.

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Premierenfeier in Paris abgesagt

Das Studio Warner Bros. sagte die für Freitag geplante Premiere des Streifens in Paris ab, zu der auch Regisseur Christopher Nolan sowie die Darsteller Christian Bale, Anne Hathaway, Morgan Freeman und Michael Caine erwartet worden warnen. Warner Bros. und die Filmemacher seien tieftraurig über diesen "schockierenden Vorfall", hieß es in einer Stellungnahme des Studios. Regisseur Nolan sprach von einer “sinnlosen Tragödie".

Der Polizeichef von New York, Raymond Kelly, sagte, der Verdächtige habe seine Haare rot gefärbt und gesagt, er sei der “Joker", ein Bösewicht aus den “Batman"-Filmen und -Comicbüchern. “Das ist meines Wissens nach nicht wahr", sagte hingegen Oates, erklärte aber mit Kelly gesprochen zu haben.

Waffen legal gekauft

Indessen versuchten die Behörden den genauen Ablauf der Tat zu rekonstruieren. Ein FBI-Beamter erklärte, H. habe sich gemeinsam mit den anderen Kinobesuchern eine reguläre Eintrittskarte gekauft. Als die Mitternachtspremiere angelaufen sei, habe er eine Ausgangstür geöffnet und sich offenbar außerhalb des Saales einen Helm, Schutzbekleidung sowie eine Gasmaske angezogen. Anschließend warf er Behördenangaben zufolge Gaskanister in den Raum und begann inmitten des Rauches mit einem halbautomatischen Maschinengewehr, einer Pistole und einer Schrotflinte wahllos auf die Besucher zu feuern.

Vier Waffen wurden nach der Tat in dem Kino gefunden, die alle innerhalb der vergangenen 60 Tage legal gekauft wurden, wie Polizeichef Oates erklärte. Der Verdächtige habe außerdem 6.000 Schuss Munition legal erworben.

Der mutmaßliche Täter wurde von der Polizei als 24-jähriger Student identifiziert, der bisher polizeilich nicht aufgefallen war. 2010 schloss er sein Studium der Neurowissenschaften mit dem Bachelor ab. Nach Angaben eines Bekannten der Familie hat James H. anschließend noch ein Masterstudium angehängt, aber dennoch keinen Job gefunden. Der Bekannte, Tom Mai, beschrieb ihn als netten und schüchternen jungen Mann. Seine Eltern leben in einem wohlhabenden Vorort von San Diego in Kalifornien. Der Vater ist Manager in einem Software-Unternehmen, die Mutter arbeitet als Krankenschwester.

Erinnerungen an Schulmassaker von Columbine

Es war die folgenschwerste Schießerei in den USA seit dem 5. November 2009, als ein Psychiater auf dem Stützpunkt Fort Hood in Texas 13 Soldaten und Zivilisten tötete. Für Colorado war es das schlimmste Massaker seit den tödlichen Schüssen in der Columbine Hight School 1999. Dabei waren zwölf Schüler, ein Lehrer und die beiden Schützen ums Leben gekommen.

Angesichts der Bluttat stellten US-Präsident Barack Obama und sein republikanischer Herausforderer Mitt Romney ihren zuletzt immer härter geführten Wahlkampf zurück und sprachen den Familien der Opfer ihr Mitleid aus. Keiner der beiden äußerte sich aber zunächst zu strengeren Waffengesetzen.