Beim Aufstieg am Montblanc-Massiv in Frankreich sterben neun Menschen, darunter drei Deutsche. Warum löste sich im Sommer eine Lawine?

Chamonix/Paris. Eine Lawine hat am Montblanc-Massiv mindestens neun Menschen, darunter drei Deutsche, in den Tod gerissen. Vier Menschen würden noch vermisst, sagte eine Sprecherin der Präfektur in Chamonix am Donnerstag. Die Zahl der Opfer könnte also noch steigen. Es war eines der schwersten Lawinenunglücke in der Alpenregion in Frankreich.

Außer den Deutschen starben auch ein Schweizer, drei Briten und zwei Spanier. 15 Personen wurden ins Krankenhaus von Sallanches gebracht, zwei weitere waren unverletzt geborgen worden. Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte den Tod der drei Deutschen. Woher die Opfer genau kamen, wurde jedoch nicht bekannt.

Nach Angaben der Rettungskräfte ereignete sich das Unglück in mehr als 4000 Metern Höhe am Mont Maudit. Die Bergspitze liegt für Bergsteiger auf dem Weg zum Montblanc, dem mit 4810 Metern höchsten Berg der Alpen. Mehrere der Opfer hatten nach bisherigen Erkenntnissen auf 3600 Metern in einer Berghütte übernachtet und sich dann am sehr frühen Morgen auf den Weg gemacht. Die Alpinisten wurden dann von Schneemassen mitgerissen.

Alarmiert wurden die Retter gegen 5.30 Uhr am Morgen von einem der Verletzten. Die Behörden leiteten einen Großeinsatz ein. Die französische Gendarmerie durchkämmte mit Lawinensuchhunden den Unglücksort, zwei Helikopter und zahlreiche freiwillige Helfer waren im Einsatz. Frankreichs Innenminister Manuel Valls kündigte vor laufenden TV-Kameras in Chamonix eine Untersuchung an.

Die Ursache für den Abgang der Lawine war zunächst unklar. „Es gab keinen (erklärbaren) Grund für eine Lawine und ein Unglück dieses Ausmaßes“, sagte der stellvertretende Bürgermeister Jean-Louis Verdier dem TV-Sender BFM. Nach dessen Angaben waren auch italienische Bergretter an der Suche nach Vermissten beteiligt. Nach Angaben des Wetterdienstes Météo France gab es in dem Gebiet starke Winde.

Die Tragödie zum Auftakt der diesjährigen Tourismus-Saison gilt als eins der schlimmsten Lawinen-Unglücke seit Jahren am Montblanc-Massiv. Erst vergangene Woche waren in den Schweizer Alpen fünf deutsche Bergsteiger beim Abstieg vom 4010 Meter hohen Lagginhorn rund 400 Meter in die Tiefe gestürzt und tödlich verunglückt.

Dass sich im Sommer eine Lawine löst, ist nach Angaben von Stefan Winter, Ressortleiter Breitensport beim Deutschen Alpenverein (DAV), gut möglich. „Auch im Sommer haben wir ständig mit Schlechtwettersituationen im Hochgebirge zu kämpfen, gerade jetzt zurzeit“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Wir haben eine Westwetterlage, und Nordwestwind kommt noch hinzu.“

Das bedeute entsprechend niedrige Temperaturen im Bereich zwischen 3000 und 4000 Metern. „Wenn feuchte Luft dazu kommt, gibt es Niederschlag, der in größerer Höhe als Schnee fällt. Wind ist der Baumeister von Lawinen – da können schon kleinere Neuschneemengen von zehn Zentimetern Verfrachtungen ergeben, die auch im Sommer tatsächlich zu einem Lawinenunglück führen.“