Die deutschen Formel-1-Piloten freuen sich vor dem Finale auf den Urlaub. Mit den Gedanken sind sie aber auch schon im kommenden Jahr.

Sao Paulo. Nur noch 305,909 Rennkilometer. „Nach einer langen Saison ist, glaub ich, jeder im Fahrerlager froh, dass die Saison vorbei ist“, sagte Timo Glock vor dem Formel-1-Finale in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Besinnlich wird es an diesem Wochenende für das Formel-1-Feld beim Großen Preis von Brasilien trotz des ein oder anderen künstlichen Weihnachtsbaums im sommerlich warmen Sao Paulo nicht. „Vom ersten Advent bekommt man in der Tat nichts mit, das ist schon schade. Aber daran liegt es nicht, dass wir alle im Team schon weit ins neue Jahr schauen“, betonte Rekord-Weltmeister Michael Schumacher: „Wir haben viele gute Vorsätze für die nächste Saison.“

Trotz aufsteigender Tendenz zum Ende der Saison haben Schumacher und die Silberpfeile die zu Beginn der Zusammenarbeit gesteckten hohen Ziele wieder klar verpasst. Startplatz fünf in Monaco und der vierte Rennrang in Kanada waren die besten Resultate für den siebenmaligen Champion und 91-maligen Grand-Prix-Gewinner – eindeutig zu wenig. „Zum Saisonstart 2011 hatten wir einige Hoffnungen, die dann getrübt wurden“, betonte Schumacher. „Allerdings sind uns die Gründe dafür bekannt, und das lässt hoffen für den Saisonauftakt 2012.“ Rivale Nico Rosberg, der in China und in der Türkei mit jeweils Rang fünf seine besten Resultate schaffte, hat auch den passenden Wunsch parat: „Einen ganz, ganz schnellen Silberpfeil für 2012!“

Hauptsache ein Rennauto. Das dürfte Adrian Sutils größter Wunsch sein. Noch immer ist ungeklärt, ob und für wen der Gräfelfinger 2012 an den Start geht. Sutil, der bei Force India durch den bisherigen Testpiloten Nico Hülkenberg ersetzt werden könnte, wird als Kandidat bei Williams gehandelt. „Dass mir mein Manager Manfred Zimmermann den Vertrag vorlegt, den wir uns vorstellen“, verriet Sutil seinen sportlichen Weihnachtswunsch. Sollte er zum Abschluss noch einmal in die Punkte fahren, sollte ein Top-Ten-Platz im Klassement drin sein.

Sutil liegt derzeit aber auch noch hinter Nick Heidfeld (WM-Zehnter) – obwohl der Mönchengladbacher für Lotus Renault gerade mal elf Rennen bestritt. Dann beendete das Team die Zusammenarbeit. Heidfelds Achterbahn-Laufbahn war um einen weiteren Tiefpunkt reicher.

„Karrieren im Leistungssport verlaufen nie linear“, meinte Heidfeld, der in Ungarn sein bis dato letztes Rennen bestritt. Die Hoffnungen auf ein Cockpit in der Formel 1 im kommenden Jahr hat er noch nicht aufgegeben. „Aber ich versteife mich nicht darauf und kann mir auch vorstellen etwas anderes zu machen“, sagte Heidfeld.

Glock hat sein Cockpit sicher. Von Top-Ten-Platzierungen und Punkten ist er aber auch im zweiten Jahr bei Marussia-Virgin Welten entfernt. „Ich hatte natürlich auf einen Schritt nach vorne gehofft, so dass wir am Mittelfeld anklopfen können. Leider hat das noch nicht funktioniert“, bilanzierte Glock. Kein Wunder, dass sich der Wersauer die freien Tage besonders herbeisehnt.

Selbst Überflieger Sebastian Vettel, der sich im Red Bull seinen zweiten WM-Titel nacheinander bereits in Japan gesichert hatte, sagte vor dem Finale: „Danach freut man sich sicher, dass es vorbei ist.“ (dpa/abendblatt.de)