US-Präsident Barack Obama wirft die Wahlkampfmaschine an. Er setzt erneut auf Internet und soziale Netzwerke. Es geht vor allem ums Geld.

Washington/Palo Alto. Echt cool gibt sich der mächtigste Mann der Welt. Das Jacket legt Barack Obama rasch ab, dann krempelt er die Ärmel hoch. Schließlich ist sein Gegenüber Mark Zuckerberg, der legendäre Facebook-Gründer. Der Typ ist zwar Multimilliardär, aber gerade mal 26 Jahre alt. Da muss selbst Obama (49) aufpassen, dass er nicht alt aussieht.

Der US-Präsident in der Facebook-Zentrale im kalifornischen Palo Alto – offiziell verkauft das Weiße Haus den Termin als „Town Hall Meeting“, was man als „Stadthallen-Treff“ bezeichnen könnte, was aber ziemlich angestaubt klingt. Offiziell sei Obama hier, um für seine Finanzpolitik zu werben, heißt es. Doch in Wirklichkeit handelt es sich um einen Wahlkampfauftritt.

Der US-Präsident, der auf seiner Facebook-Seite knapp 20 Millionen Freunde zählt, bemüht sich um die Jungwähler. Das Treff ist auf Facebook und der Weißen-Haus-Webseite live zu sehen. „Obama mag Facebook. Und Facebook mag Obama“, nennt das die „Washington Post“. Obama und Zuckerberg – zwei Alphatiere des Internet-Zeitalters reichen sich die Hand.

Das Gute an Facebook ist, „dass es sich nicht um eine Einweg-Konversation handelt“, erzählt Obama in leicht dozierenden Ton. „Ich spreche nicht nur zu Euch, sondern Ihr sprecht auch zu mir. Wir befinden uns in einem Gespräch, wir sind in einem Dialog.“ Das soll cool klingen, ist aber in Wirklichkeit schon etwas abgestanden. Für die Facebook-Generation längst ein alter Hut.

Obama muss sich bei den Jungwählern diesmal gehörig Mühe geben. Keine Frage: Als er vor Jahren das Weiße Haus eroberte, waren es nicht zuletzt die Jungen, die ihn unterstützten. Zwar versichern in Umfragen nach wie vor 38 Prozent der 18- bis 29-Jährigen, sie würden auch diesmal eher für Obama als für einen Republikaner stimmen - doch das sind wesentlich weniger als 2008.

Das Problem: Damals vor drei Jahren war Obama, der auf seinem Blackberry textete, der im Internet Spenden sammelte und per Facebook die Kids mobilisierte, ein echtes Novum. Neuer Stil, neue Politik, neue Kommunikationskanäle. Die Republikaner sahen alt aus.

Doch die Konkurrenz hat aufgeholt. Spendensammeln per Internet ist längst nicht mehr Obamas Monopol. Sarah Palin etwa, die Ikone der populistischen Tea-Party-Bewegung, hat eine neue website eingerichtet, auf der man nach zwei Klicks schon seine Kreditkartennummer und den Spendenbetrag eingeben kann. Sie zählt immerhin fast drei Millionen Anhänger auf Facebook und ist auch auf Twitter gut unterwegs.

Selbst der eher altbackene Mike Huckebee, Baptistenprediger und ebenfalls möglicher Präsidentschaftskandidat 2012, hat gut über eine Million Facebook-Followers, der potenzielle Kandidat Mitt Romney über 800 000.

Facebook, so Experten, ist heute nicht nur zum direkten Spendenfischen unerlässlich. Fast wichtiger sei es zum Datensammeln: Indem etwa ein Obama-Follower den Wahlkämpfern Einsicht in seine private Freundesschar gewährt – die können dann ebenfalls zum Spenden ermuntert werden.

Dennoch, Experten, warnen vor allzu großen Hoffnungen auf Facebook und Internet. „Die Zahl der Facebook-Fans, der Web-Besuche reicht bei weitem nicht an die Reichweite des Fernsehens heran“, meint der republikanisch gesinnte Experte Patrick Ruffini.

Auch Obama verlässt sich nicht ausschließlich auf die neuen Kommunikationskanäle: Nach dem Facebook-Besuch gibt er ganz traditionell ein Abendessen zum Spendensammeln in San Francisco: Wer mitessen wollte, musste pro Person 35 800 Dollar (rund 24 600 Euro) in die Wahlkampfkasse zahlen.