Die “Samba-Stadt“ ist inzwischen auch eine Touristenattraktion in der Hafengegend von Rio. Nun sind viele Festwagen und Kostüme zerstört.

Rio de Janeiro. Einen Monat vor Karneval hat ein Großbrand zahlreiche Festwagen und Kostüme der Sambaschulen zerstört. Nach Angaben der Feuerwehr brach das Feuer am Montagmorgen um 07.00 Uhr (Ortzeit) und damit noch vor Arbeitsbeginn in den Verwaltungsbüros der "Samba-Stadt“ aus, in deren Werkstätten die berühmtesten Sambaschulen ihre Wagen und Kostüme für ihre Parade im Sambódromo herstellen lassen. Trotz der enormen Verluste sollen die Umzüge wie geplant stattfinden. Den Angaben zufolge brach der Brand in den Verwaltungsbüros der "Samba-Stadt“ aus zunächst ungeklärter Ursache aus und griff rasch auf mehrere Werkstätten der Sambaschulen über. Die Hallen der Schulen Portela, Uniao da Ilha und Grande Rio wurden teilweise oder ganz zerstört, tausende der farbenprächtigen Kostüme und zahlreiche Festwagen gingen in Flammen auf. Die rund hundert Feuerwehrleute brauchten Stunden, bis sie das Feuer unter Kontrolle hatten. Immerhin gelang es ihnen, die Werkstätten der anderen Schulen zu schützen. Über der Stadt hing auch nach Stunden noch dichter schwarzer Rauch.

Für die Menschen in Rio war der Großbrand ein Schock. „Das bricht uns das Herz“, sagte Jorge Castanheria, der Vorsitzende der Liga der Samba-Schulen (Liesa), die auch die „Samba-Stadt“ managt. „Alles war praktisch schon bereit für den Karneval“. Er glaube nicht, dass sich die zerstörte Ausrüstung rechtzeitig ersetzen lasse, sagte Castanheria. „Unser Traum, die monatelange Arbeit - alles für den Müll“, sagte auch Portelas Kostümbildner José da Silva Junior den Medien.

Dutzende Mitglieder der Sambaschulen rannten zu den Werkstätten, um die Ausrüstung zu retten. Das Ausmaß der Zerstörung trieb ihnen die Tränen in die Augen. Grande Rio-Leiter Helio de Oliveira versuchte erst gar nicht, seine Tränen zurückzuhalten: „Einzig unser Wunsch, an der Parade teilzunehmen, ist nicht verbrannt“, sagte er sichtlich mitgenommen. Die Festwagen und Kostüme seiner Schule sind zu 80 Prozent zerstört, ein Wert von 3,2 Millionen Euro.

Als bekennender Freund des Karnevals versprach Rios Bürgermeister Eduardo Paes den raschen Wiederaufbau der zerstörten Hallen. Schon ab kommende Woche werde „Samba City“ wiederauferstehen, sagte Paes. In jedem Fall sollten die Sambaschulen wie gewohnt im Sambódromo auftreten.

Jedes Jahr zu Karneval konkurrieren die zwölf besten Sambaschulen um den Titel des „Siegers des Karnevals“. Auf ihre Parade im Sambódrom bereiten sie sich ein ganzes Jahr lang vor. In diesem Jahr sind die Umzüge für den 6. und 7. März geplant.

Die „Cidade do Samba“ in der Hafengegend von Rio gibt es seit sechs Jahren. Davor ließen die Sambaschulen ihre Wagen und Kostüme in den Slums von Rio herstellen, wo sie auch ihre eigenen Wurzeln haben. Einige Schulen haben bis heute Verbindungen zu kriminellen Gangs in den Slums, doch gehen die Behörden nicht davon aus, dass der Brand mutwillig gelegt wurde. Die „Cidade do Samba“ ist inzwischen auch eine Touristenattraktion: Die Hallen sind täglich geöffnet, es treten Tänzer auf und geben Samba-Kurse.