Zickenkrieg um Sarah Knappik, eine inszenierte Lovestory und eklige Prüfungen - die Zeit im Dschungelcamp neigt sich dem Ende zu.

Berlin. Das Ende naht und acht Millionen Menschen wird nach Sonnabendnacht eine liebgewonnene Gewohnheit fehlen, das Dschungelcamp auf RTL. Der Kölner Privatsender hat von dem starken Interesse profitiert, ziert sich aber, eine Fortsetzung zu verkünden. Die Riege um Sänger Costa Cordalis, Kabarettistin Désirée Nick, Sänger Ross Antony und Schauspielerin Ingrid van Bergen wird am späten Sonnabendabend um einen weiteren Namen erweitert. Dann wird RTL seinen neuen „Dschungelkönig“ haben.

Noch im Kampf um diesen Titel waren am Freitag Sänger Jay Khan, Schwimmer Thomas Rupprath sowie die Schauspieler Katy Karrenbauer und Peer Kusmagk. Am Freitagabend wird noch der Kandidat mit den wenigsten Zuschaueranrufen das Dschungelcamp verlassen. Im Finale von „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“ stehen dann die letzten drei Dschungelcamper. Sie müssen jeweils noch eine Dschungelprüfung meistern. Dann wählen die Zuschauer ihren "Dschungelkönig"

Die fünfte Staffel der populären TV-Show „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“, die nach Quoten gemessen so erfolgreich wie keine ihrer Vorläuferinnen war, endet mit der festlich von RTL inszenierten Krönung. Für den Kölner Privatsender fällt das Resümee jetzt schon überwältigend aus: RTL war über zwei Wochen lang Gesprächsthema auf den deutschen Schulhöfen, in öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Weg zur Arbeit und in den Betriebskantinen. Fast acht Millionen Zuschauer schalteten im Durchschnitt jede Folge über die Ekelprüfungen im australischen Dschungelcamp ein. RTL ist im Januar mit 15,0 Prozent Marktanteil die Nummer eins am deutschen TV-Markt - dahinter folgt das ZDF mit 12,9 Prozent.

Dass das Thema Dschungelcamp mittlerweile salonfähig geworden ist, bestätigt auch Schriftsteller und Ex-TV-Moderator Roger Willemsen: Das interessanteste Drama bei all dem sei ja nicht, „wie man einen Cocktail aus Rattenschwänzen verschluckt, sondern wie man irgendwie sein eigenes Ego im Grunde genommen bis unter die Demarkationslinie der Würde degradiert und dabei versucht, doch wieder so etwas wie Ruhm zu gewinnen“, sagte Willsemsen dem Nachrichtenportal news.de.

Ob das Dschungelcamp Anfang des nächsten Jahres eine Neuauflage bekommt, ist noch nicht geklärt. „Über eine mögliche Fortsetzung der Show entscheiden wir in den nächsten Monaten“, sagte ein Sprecher am Freitag. Im vergangenen Jahr hatte der Sender auf die Show verzichtet, offiziell, weil das Programm auch wegen anderer Shows und angesichts der Fußball-WM im Frühsommer voll war, inoffiziell wegen der Sparmaßnahmen angesichts der Werbekrise Anfang 2010. Sollte die Konjunktur jetzt aber weiter brummen, dürfte der sechsten Staffel 2011 nichts im Wege stehen.

Die fünfte Staffel, die jetzt zu Ende geht, war auch deswegen ein Volltreffer aus Sicht der RTL-Dramaturgen, weil der Sender kaum in der Kritik stand, sondern sich meist nur das Gezänk im Urwald in den Vordergrund der Debatten geschoben hatte. Zum Beispiel der Zickenkrieg um Model Sarah Knappik , die inszenierte Liebesszene der Sänger Indira und Jay und das Trara um den Alt-Kommunarden Rainer Langhans, der von seiner alten Weggefährtin Uschi Obermaier nach seinem Ausscheiden noch eine deftige verbale Ohrfeige bekam. RTL wird den Erfolg des elektronischen Lagerfeuers in den nächsten Tagen noch weidlich auskosten. Am Sonntagabend nach Abschluss der Staffel präsentieren die beiden Moderatoren Sonja Zietlow und Dirk Bach um 20.15 Uhr gleich eine „Reunion-Show“ mit dem Titel „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus! - Das große Wiedersehen“. Alle Streithähne dürfen dann noch mal so richtig schön in Erinnerungen schwelgen. RTL verspricht dann noch einmal „die unglaublichsten Szenen“ und ein Wiedersehen mit Wildnisprofi Dr. Bob, der den Prominenten vor jeder Prüfung Ratschläge erteilt.

Und der „Dschungelkönig“ selbst? Dem blüht ein Slalom durch die deutschen Talkshows, zumindest durch die RTL-Magazine. Dafür, dass er König wird, bekommt er keine Extra-Gage, darf aber auf ordentliche Werbeverträge hoffen. Die Fachzeitschrift „Werben & Verkaufen“ fand heraus, dass Ross Antony mit Zahnpasta- und Spielzeugwerbung Geld verdiente, Désirée Nick für Kosmetik und einen Online-Anbieter warb, und Costa Cordalis noch heute für ein Getränk, das Muskeln und Gelenke stärken soll, in Erscheinung tritt.

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Ex-Kommunarde Langhans wettert gegen RTL

Kaum hat Rainer Langhans das Dschungelcamp verlassen, kritisiert er das Treiben von RTL heftig: Der Sender manipuliere die Zuschauer.

Schlagabtausch zwischen Ex-Dschungelcamp-Bewohner Rainer Langhans und RTL: Der Alt-68er ist vom Zusammenschnitt der populären RTL-Show enttäuscht. „Ich habe jetzt mal in die ersten Sendungen reingeguckt, das ist natürlich abstrus, was sie (RTL) draus machen in meinen Augen“, sagte Langhans dem hessischen Radiosender FFH. Er war am Dienstag aus dem Dschungelcamp gewählt worden. RTL zeige nicht, was die Gruppe dort tatsächlich erlebt habe. Vielmehr zeige der Privatsender eine „billige Zoff-, Läster- und ich-weiß-nicht-was-Krawall-Show“.

Auf die Frage, ob RTL die Entscheidung um den Dschungelkönig beeinflusse, antwortete der 70-Jährige: „Ja, aber gewaltig!“. Das könnte auch der Grund sein, „warum ich jetzt als der Langweiler aus den letzten Runden rausgenommen wurde“. Ein RTL-Unternehmenssprecher entgegnete am Donnerstag: „Hätten wir die Aktivitäten von Rainer Langhans im Dschungelcamp einfach nur abgefilmt, hätte die Sendung vermutlich nicht über acht Millionen Zuschauer erreicht.“ Dass die Ereignisse im Dschungel zusammengefasst und „verdichtet“ werden, sei sowohl den Stars, die an der Show teilnehmen, als auch jedem Zuschauer bekannt.

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Schauspieler Mathieu Carriere (60), der nach Langhans aus dem Camp gewählt wurde, äußerte sich positiv über die Zeit im RTL-Urwald. Er habe drei Kilo abgenommen, neue Freunde gefunden und ist überzeugt: „Wir waren das stärkste Dschungel-Team aller Zeiten“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

(Mit Material von dpa und dapd)