Vor einem halben Jahr nahm die Flutkatastrophe in Pakistan ihren Lauf, doch den Vereinten Nationen fehlt immer noch Geld, um den Opfern zu helfen.

Islamabad. Sechs Monate nach der Jahrhundertflut in Pakistan haben die Vereinten Nationen nur etwas mehr als die Hälfte der erbetenen Hilfsgelder erhalten. Bislang seien nur 1,1 Milliarden Dollar (803 Millionen Euro) der für die Nothilfe und Unterkünfte benötigten knapp zwei Milliarden Dollar eingegangen, teilten die Uno am Donnerstag in Islamabad mit. Die ausstehenden Mittel würden dringend gebraucht. „Die Notlage in Pakistan ist nicht vorbei, und es steht noch viel Arbeit an“, sagte der Uno-Sondergesandte für die Pakistanhilfe, Rauf Engin Soysal. „Ich appelliere an die Internationale Gemeinschaft, nicht mit der Finanzierung aufzuhören.“ Die Vereinten Nationen wollen kommende Woche mit der Phase der Rehabilitierung beginnen, in der Flutopfern 149.000 vorübergehende Unterkünfte gestellt werden sollen. Sie sollen darin die Zeit bis zum Wiederaufbau ihrer Häuser und zur endgültigen Rückkehr überbrücken.

In der südwestpakistanischen Provinz Sindh, die teilweise immer noch überflutet ist, klagen die Opfer über mangelnde Hilfe. „Wir sind die letzten sechs Monate hier gewesen und haben nie genug Essen bekommen“, sagte der 50 Jahre alte Bauer Gul Mohammad Bahawaj in einem Auffanglager im Distrikt Kotri. Da das Wasser ablaufe, plane er, in sein Dorf zurückzukehren. „Aber ich habe kein Geld, um mein Haus wieder aufzubauen und mein Land wieder fruchtbar zu machen. Die Fluten haben alles davongespült.“

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Das Kinderhilfswerk Unicef warnte, dass besonders in Sindh zehntausende Kinder von Unterernährung bedroht sind. Die Fluten hätten das Problem verschärft. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) verwies darauf, dass alleine in der Provinz Punjab doppelt so viele Menschen ihre Häuser verloren hatten wie während des Erdbebens in Haiti Anfang vergangenen Jahres.

Von der Flut, die Ende Juli vergangenen Jahres begann und danach weite Teile Pakistans unter Wasser setzte, waren mehr als 20 Millionen Menschen betroffen. Nach Angaben des Katastrophenschutzes starben fast 2000 Menschen, knapp 3000 weitere wurden verletzt. Mehr als 1,7 Millionen Häuser wurden beschädigt oder zerstört.