Die Vereinten Nationen wollen jetzt mehr als zwei Milliarden Dollar (1,54 Milliarden Euro) von ihren 192 Mitgliedern haben.

New York. Aufgrund der Jahrhundertflut in Pakistan haben die Vereinten Nationen den größten Spendenaufruf ihrer Geschichte gestartet. Gut fünf Wochen nach dem ersten sogenannten Flash Appeal (Blitzaufruf) über 459 Millionen Dollar will die Organisation jetzt mehr als zwei Milliarden Dollar (1,54 Milliarden Euro) von ihren 192 Mitgliedern haben.

„Das ist der größte Spendenaufruf in der 65-jährigen Geschichte unserer Organisation“, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. „Es ist zugleich ein Test unserer Menschlichkeit.“ Millionen Menschen seien verzweifelt. „Lasst uns für sie aufstehen und tiefer in die Tasche greifen. Jeder Dollar kann Leben retten.“

Mit dem Geld soll 14 Millionen Flutopfern in den nächsten zwölf Monaten geholfen werden. Von der Katastrophe sind nach UN-Angaben gut 20 Millionen Menschen betroffen – deutlich mehr als zehn Prozent aller Pakistaner. Mehr als 1700 Menschen starben, etwa 1,9 Millionen Heime seien zerstört. Die verwüstete Fläche ist mit 160000 Quadratkilometern fast halb so groß wie Deutschland.

„Die Höhe des aktualisierten Spendenaufrufs spiegelt das enorme menschliche und geografische Ausmaß der Katastrophe wieder“, erklärte die neue UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos am Freitag in New York. Mit dem Geld sollen 483 Hilfsprojekte von 15 UN-Büros, der Internationalen Organisation für Migration und 156 Hilfsorganisationen unterstützt werden.

Vor allem für die Landwirtschaft, Flüchtlingslager, Nahrung, Gesundheit und Wasser und Hygiene soll das Geld ausgegeben werden. „Pakistans Entwicklung ist für Jahre erschüttert“, sagte Amos. „Der Schaden für die Wirtschaft und den Broterwerb der Menschen ist immens.“ Die Bauern hätten nicht nur ihre Ernte verloren, sie könnten auch die neue Saat nicht ausbringen.

Der stellvertretende UN-Botschafter Deutschlands, Miguel Berger, sagte, dass viele die Tragweite des Unglücks noch nicht erfasst hätten. „Deutschland schon. Wir haben vom ersten Tag an geholfen. Die Bundesregierung hat gut 50 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt und die Deutschen haben privat noch einmal mehr als 200 Millionen Dollar gespendet.“

„In diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten haben sich viele Länder als extrem großzügig gezeigt und in diesem Jahr schon mehr als fünf Milliarden Dollar gespendet“, sagte Amos. „Aber jetzt brauchen wir mehr. Die Regierung und das Volk von Pakistan haben schon viel getan, um den betroffenen Familien zu helfen. Auch wir müssen unseren Beitrag leisten und können nicht einfach danebenstehen bei einer Katastrophe dieses Ausmaßes.“

Mit dem neuerlichen Aufruf soll auch der vom August einen neuen Schub erhalten. Von den zugesagten 459 Millionen Dollar sind bislang erst 80 Prozent gedeckt. Der Spendenaufruf wendet sich an alle Mitgliedsländer, ist aber nicht verbindlich. Den zuvor größten Flash Appeal gab es nach dem Erdbeben in Haiti im Januar. Mit 1,48 Milliarden Dollar war er etwas höher als der fünf Jahre zuvor nach dem Tsunami im Indischen Ozean mit 1,41 Milliarden Dollar.