ZDF-Intendant Markus Schächter will Fachleute den Unglücksfall überprüfen lassen. Der Zustand von Samuel Koch ist weiter unverändert.

Düsseldorf/Mainz. Der schwere Unfall bei der „Wetten, dass..?“-Show am Samstag soll nach dem Willen von Intendant Markus Schächter von internen und externen Fachleuten überprüft werden. Eine „Task Force“, die von einem Mitarbeiter des ZDF-Justiziariats geleitet werde, solle den Unglücksfall „in allen Details“ dokumentieren, sagte Schächter am Freitag nach einer Sitzung des ZDF-Fernsehrates in Mainz. „Zweitens haben wir eine unabhängige externe Expertise beauftragt.“ Dabei sollen der Unfall und seine Ursache anhand der Kameraraufzeichnungen untersucht werden. Außerdem werde die Berufsgenossenschaft die Arbeit des Sicherheitsingenieurs überprüfen, sagte der Intendant.

Voraussichtlich im Januar werde der Sender einen detaillierten Bericht vorlegen. „Er wird dann auch die Basis dafür darstellen, wie wir die Auswahlkriterien für die Wetten modifizieren beziehungsweise die Umsetzung im Studio verbessern können.“ „Aber – noch einmal - heute ist die Genesung von Samuel Koch das Wichtigste“, sagte Schächter. Um dessen Familie kümmerten sich seit dem Unfall vom Samstag in Düsseldorf ZDF-Mitarbeiter. Über die Unfallversicherung des ZDF sei auch „eine beträchtliche Soforthilfe“ angewiesen worden.

Koch war am Samstag bei dem Versuch, mit Sprungfedern an den Füßen über Autos zu springen, schwer gestürzt. Er zog sich so schwere Verletzungen an der Wirbelsäule zu, dass ihm nun dauerhafte Lähmungen drohen. Fast eine Woche nach seinem Unfall, sei der Zustand des 23-Jährigen unverändert, berichtete eine Sprecherin der Düsseldorfer Uniklinik am Freitag. Ob der Hobby-Kunstturner mit dauerhaften Lähmungen an Armen und Beinen rechnen muss, wollten die Ärzte bisher nicht endgültig beurteilen. In der kommenden Woche könne man dazu möglicherweise mehr sagen, hatte der behandelnde Neurochirurg gesagt.

+++ Wurde die Wette von Samuel Koch vom ZDF verschärft? +++

Unterdessen sieht die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft weiterhin keinen Anlass für Ermittlungen gegen die ZDF-Fernsehmacher. Fünf Strafanzeigen seien eingegangen, die derzeit noch ausgewertet würden. „Es gibt keine Anhaltspunkte für Fremdverschulden“, sagte Behördensprecher Johannes Mocken am Donnerstag. Und weiter: „Wir gehen derzeit von einem Unfall mit Alleinverschulden aus." Bisher habe sich für die Strafermittler kein neuer Aspekt ergeben. Die Staatsanwaltschaft hatte bereits unmittelbar nach dem Unfall erklärt, dass sie nicht von Amts wegen ermitteln werde.

Zuschauer von "Wetten, dass..?“ erhalten Geld zurück

Die Saal-Zuschauer der nach dem schweren Unfall abgebrochenen ZDF-Show „Wetten, dass..? bekommen ihr Geld zurück. Bei allen, bei denen Überweisungsträger und damit Bankdaten vorlägen, geschehe dies automatisch, sagte dein ZDF-Sprecher am Donnerstag in Mainz. Einige der rund 3700 Zuschauer in der Düsseldorfer Rheinhalle, bei denen dies nicht der Fall sei, müssen ihre Eintrittskarten und Bankdaten an die ZDF-Zuschauerredaktion schicken.

+++ Ex-Wettkandidat kritisiert Sicherheitsbedingungen +++

Das ZDF bestätigte unterdessen Aussagen des ZDF-Unterhaltungschefs Manfred Teubner in der „Bild“-Zeitung, warum in der Sendung Gummimatten auf den Autos fehlten: „Samuel hatte diese Matten bei den ersten Proben auf die Autos gelegt, damit der Abstand zum Boden noch höher ist. Bei der Generalprobe und der Sendung wurden die Matten einvernehmlich nicht verwendet.“

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Auf die Frage, warum der Mainzer Sender dem Wettkandidaten nur vier Minuten Zeit gegeben habe, entgegnete der ZDF-Unterhaltungschef: "Ursprünglich wollte Samuel die Wette in zwei Minuten absolvieren. Wir haben aber dann gemeinsam verabredet, dass er sich mehr Zeit nehmen kann.“ Zudem bestätigte Teubner in der „Bild“-Zeitung, dass für eine weitere Kameraperspektive das Schiebedach des Autos geöffnet gewesen sei, bei dessen Fahrt das Unglück geschah. „Das hat mit dem Unfall aber nichts zu tun.“

+++ ZDF-Direktor: Kein Quotendruck für „Wetten, dass..?" +++

Schließlich äußerte sich der ZDF-Unterhaltungschef zu dem Unfall mit einem anderen Wettkandidaten bei der Probe der Sendung: „Eine Frau wollte 20 Pferde am Trab erkennen. Bei der Probe fiel ein Teammitglied von ihr beim Warmreiten vom Pferd und brach sich den Arm. Die Wette hätten wir aus dramaturgischen Gründen ohnehin nicht in der Sendung gebracht.

+++Mit solchen Sprungfedern wollte Samuel Koch seine Wette gewinnen+++