Die Situation bleibt gefährlich. Elf Airlines strichen alle Flüge von und nach Jakarta. Helfer fanden am Sonnabend weitere Leichen.

Jakarta. Der indonesische Vulkan Merapi bedroht weiterhin das Leben der Menschen und Kulturstätten in der Region. Einen Tag nach der wohl schlimmsten Eruption seit 100 Jahren stieß er am Samstag weiter kleinere Aschewolken in die Luft. Vulkanologen registrierten erneut Aktivität im Krater. „Die Situation bleibt gefährlich“, sagte Sutopo Nugroho von der nationalen Katastrophenschutzbehörde. Elf lokale und nternationale Airlines strichen laut Airport alle Flüge von und nach Jakarta. Der Flughafen Yogyakarta nahe des Vulkans blieb geschlossen.

Zu den Gesellschaften, die ihre Flüge von und nach Indonesiens Hauptstadt Jakarta einstellten, gehörten Lufthansa, Singapore Airlines und Emirates. „Sie nannten Sicherheitsbedenken, obwohl die Vulkanasche Jakarta nicht erreicht hat“, sagte ein Sprecher des International Airports. Der Flughafen Yogyakarta, ein beliebtes Touristenziel, liegt dagegen unter einer Schicht Vulkanasche. Unterdessen erwachte auf den Philippinen der Vulkan Bulusan und spie Asche und Dampf bis zu 600 Meter hoch. Der rund 250 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Manila liegende Vulkan auf der Insel Luzon war zuletzt im Jahr 2007 ausgebrochen. Die umliegenden Bewohner wurden alarmiert, achtsam zu sein und mindestens vier Kilometer Abstand zum Krater zu halten.

Am Merapi fanden Helfer am Sonnabend die Leichen weiterer Opfer, die bei der schweren Eruption in der Nacht zum Freitag ums Leben gekommen waren. Die Suche gehe weiter, sagte Helfer Bayu Gawtama. „Die Dörfer sehen aus wie Geisterdörfer, wie im Horrorfilm.“ Die Zahl der Todesopfer seit demErwachen des Vulkans am 26. Oktober stieg auf mehr als 110. Fast 200000 Menschen wurden inzwischen aus der unmittelbaren Gefahrenzone gebracht. „Ich glaube, die Eruption vomFreitag hat selbst die stursten Bauern aufgeschreckt“, sagte Gawtama. Viele Anwohner hatten sich lange geweigert, zu gehen und ihr Vieh zurückzulassen. Präsident Susilo Bambang Yudhoyono kündigte schließlich ein Viehkauf-Programm an, um die Menschen zum Verlassen ihrer Häuser zu bewegen.

Zunehmend bedroht ist Experten zufolge das buddhistische Heiligtum Borobudur, eine populäre Touristenattraktion Indonesiens. Der Tempel sei von einer drei Zentimeter dicken Ascheschicht bedeckt, sagte Marsis Sutopu von der Borobudur-Kulturerbestiftung. Der säurehaltige Staub könne die Steine angreifen und müsse deshalb rasch beseitigt werden.

Borobudur, gebaut etwa in der Zeit zwischen 790 und 860 nach Christus, ist eine der größten buddhistischen Tempelanlagen Südostasiens. Das UNESCO-Weltkulturerbe war im Jahr 1006 von einer Asche- und Gesteinsschicht des Merapi begraben worden – was als eine mögliche Ursache dafür gilt, dass die Anlage anschließend für Jahrhunderte aufgegeben wurde.