Ob Madonna, die Beckhams, Tom Cruise oder Will Smith: Immer häufiger und früher drängen die Promis ihre Kinder zu einer Karriere im Showgeschäft.

Los Angeles/Berlin. Der Rapper und Erfolgsproduzent Jay-Z traute angeblich seinen Ohren nicht, als er den Song „Whip My Hair“ zum ersten Mal hörte. Er habe nicht glauben können, dass ein neunjähriges Mädchen als Sängerin hinter der rasanten Hip-Hop-Nummer steckt, betonte er kürzlich und fühlte sich sogar an den jungen Michael Jackson erinnert. Jay-Z's jüngste Entdeckung ist nicht irgendein Mädchen, sondern die Tochter der Hollywoodstars Will Smith und Jada Pinkett Smith: Willow.

Nach ihrem Spielfilmdebüt im Science-Fiction-Thriller „I am mLegend“ (2007) und ihrem Status als kleine, supergestylte Modeikone startet die Neunjährige nun auch ihre Musikkarriere und hat inzwischen einen Plattenvertrag mit Jay-Z's Label Roc Nation in der Tasche, wie Mama Jada stolz bestätigte. Ab Dienstag (26. Oktober) kann Willows Song in den US-Musik-Portalen käuflich erworben werden.

Das passende Video gibt es auch schon: In schrillen, punkigen Outfits schleudert die kleine Interpretin da - passend zum Titel - ihre Mähne in einem Klassenzimmer wild umher und tanzt dazu wie ihre großen Kolleginnen. Ray Kay, der unter anderem auch mit Popdiva Lady Gaga (“Poker Face“) zusammenarbeitete, hat bei dem Video Regie geführt - alles ist perfekt inszeniert. Die Kommentare in Internetforen schwanken zwischen Begeisterung, Verblüffung und Kritik wegen des zarten Alters von Willow.

Jay-Z attestiert Willow "Superstar“-Potenzial

Die Smith-Tochter befindet sich mit ihrem frühen Aufstieg im Showbusiness in guter Gesellschaft. Nicht nur ihr gut zwei Jahre älterer Bruder Jaden, der mit dem Film „Karate Kid“ gerade in seiner ersten Hauptrolle zu sehen war, sondern beispielsweise auch die Tochter von Popdiva Madonna (Lourdes), die Tochter von Bruce Willis und Demi Moore (Rumer) und angeblich auch der Sohn von David und Victoria Beckham (Romeo), starten und starteten unterstützt von den Eltern schon im Kindesalter ihre eigenen Karrieren. Die Tochter von Tom Cruise (Suri) hat bereits mit vier Jahren das Image einer modischen Trendsetterin.

Wie ein alter Medienprofi schwärmte Willow vor wenigen Wochen in einem Radiointerview: „Es ist fantastisch. Der rote Teppich, das ganze Blitzlicht, die ganzen Leute, die einen kennenlernen wollen, das ist sehr, sehr, sehr überwältigend für eine Neunjährige.“ Jay-Z attestiert ihr „Superstar“-Potenzial. Auf die Frage, ob sie für ihre Musikkarriere womöglich zu früh dran sein könnte, sagte er: „Ich denke, man muss irgendwann anfangen. Und wenn du dieses Talent und diesen Weitblick hast, gibt es kein 'zu jung'.“

Experte warnt: Nicht zu früh starten

Borwin Bandelow, Professor für Psychiatrie in Göttingen und Autor des Buchs „Celebrities“, sieht das ein wenig anders. Kinder sähen in einem so jungen Alter zwar vielleicht den Vorteil des Showgeschäfts. „Aber die Nachteile kann man ihnen noch gar nicht richtig klarmachen“, sagt er der Nachrichtenagentur dapd.

Bandelow plädiert dafür: „Man sollte den Kindern so viel Zeit geben, dass sie darüber nachdenken können: Was bedeutet das, wenn ich in der Zeitung stehe und die Leute sich über mich lustig machen, weil ich die falschen Klamotten anhabe?“ Ein solches „soziales Gehirn“ entwickeln Kinder seinen Worten zufolge mit ungefähr zwölf Jahren. „Sie denken dann stärker darüber nach, wie wirke ich auf andere Leute.“

Der Psychologe sieht verschiedene Gründe für das Phänomen, dass Kinder von Prominenten oft schon sehr früh in die Fußstapfen der Eltern treten. Zum Teil liege es sicher an den „Künstler-Genen“ - dem Drang also, an die Öffentlichkeit zu gehen. Hinzu kämen Eltern, die diesen frühen Start ins Showgeschäft auch fördern. Dafür hat Bandelow folgende Erklärung: „In meinem Buch vertrete ich ja die Theorie, dass man recht narzisstisch veranlagt sein muss, um ein berühmter Schauspieler oder Popstar zu werden. Und wenn man narzisstisch veranlagt ist, weitet man das dann sozusagen auch auf die Kinder aus.“ Sprich: Diese berühmten Eltern wollten der Welt zeigen, dass sie auch „tolle Kinder“ hätten, meint Bandelow.

Popsängerin Britney Spears , die selbst ein Kinderstar war und vor rund drei Jahren mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte, hat bereits angekündigt, dass sie sich für ihre kleinen Söhne eine Karriere abseits der Entertainment-Branche und „eine normalere Kindheit“ wünscht.

Anders halten es die Smiths: Die ganze Familie reiste im Sommer mit Willows Bruder Jaden für die „Karate Kid“-PR-Tour um die Welt. Willow saß bei der Mailänder Modewoche mit halbseitig rasiertem Haarschopf neben Mutter Jada in der ersten Reihe. Erste Auswirkungen ihres Lebens im Rampenlicht kennt die Neunjährige bereits: „Ich schaffe es meistens nicht, zur Schule zu gehen, weil ich so viel unterwegs bin“, berichtete sie. Ein Privatlehrer steht bereit.

Eine weitere junge Dame, von der man mit Sicherheit noch viel hören wird, ist „Lola“ - Madonnas Tochter. Gemeinsam mit der Mutter hat sie im September mit 13 Jahren ihre erste Modelinie für junge Mädchen auf den Markt gebracht. Ihre Meinung sei sogar bei Stardesignern wie Marc Jacobs gefragt, betonte die Mutter. Lola nimmt zudem Schauspielunterricht und stand gerade für Madonnas neuen Film „W.E.“ vor der Kamera.

Auch Beckham-Sprössling Romeo kommt offenbar ganz nach der Mama: Er bringt einer britischen Zeitung zufolge demnächst eine eigene Kinder-Sonnenbrillenkollektion auf den Markt - angeblich mit prominenten Webegesichtern wie Suri Cruise.