Forscher bargen in einem ausgetrockneten Canyon südlich von Los Angeles rund 1.500 Knochenfragmente aus der Zeit vor rund 1,4 Millionen Jahren.

Riverside. In einem ausgetrockneten Canyon südlich von Los Angeles haben Bauarbeiter einen paläontologischen Schatz entdeckt. Forscher bargen rund 1.500 Knochenfragmente aus der Zeit vor rund 1,4 Millionen Jahren aus der Grube. Dabei förderten sie Knochen einer großen Raubkatze zutage, die wohl ein Vorfahr des Säbelzahntigers war. Sie stießen auch auf Überreste eines Faultiers von der Größe eines heutigen Grizzlybären. Außerdem entdeckten sie über 1.200 Knochen von Nagetieren. Am interessantesten dürften für die Wissenschaftler die Fossilienfunde sein, die zu bislang unbekannten Rotwildarten, Pferderassen und Lamaarten gehören.

Durch die Entdeckung der Überreste von 35 verschiedenen Arten und Hinweise auf die damalige Pflanzenwelt hoffen die Forscher, etliche weiße Flecken in ihrem Bild der Zeit vor 1,4 Millionen Jahren füllen zu können. „Wir haben nur eine verschwommene Vorstellung davon, wie weit die Evolution der Tiere zu diesem Zeitpunkt vorangeschritten war„, sagt der Paläontologe Tom Demere vom Naturkundemuseum in San Diego. "Ein Fund wie dieser, bei dem zahlreiche Knochen an derselben Stelle gefunden werden, kann wichtige Aufschlüsse geben."

Vor 1,4 Millionen Jahren war die heutige Wüste grün

Vor rund anderthalb Millionen Jahren sprühte das heute staubige Flusstal rund 140 Kilometer südöstlich von Los Angeles vor Leben, sagt der Archäologe Philippe Lapin, der die im Sommer abgeschlossene Grabung leitete. Etliche der gefundenen Tiere seien wohl zum Trinken an den See gekommen, vermuten die Forscher. Dabei seien sie Opfer anderer Tiere geworden oder im Morast stecken geblieben. Der Schlamm habe ihre Überreste konserviert.

Die große Anzahl von Nagetierknochen werde den Forschern Aufschluss darüber geben, wie sich die Umwelt veränderte, sagt Lapin. Weil Nagetiere einen relativ kurzen Lebenszyklus haben, passen sie sich klimatischen Veränderungen und einem gewandelten Nahrungsangebot schneller an als größere Tiere. Anhand ihrer Knochen und Zähne könnten die Wissenschaftler mehr über ihren Speiseplan und Klimaveränderungen erfahren, sagt Lapin. Allein ihr Vorkommen belege, dass die Gegend feucht und üppig bewachsen gewesen sei.

"Wir werden uns ein deutlich detaillierteres Bild vom Leben in dieser Zeit und Gegend machen können", sagt Lapin. "Die Arten, die wir gefunden haben, sind entweder bislang unbekannt oder waren selten oder die neuen Funde sind vollständiger als die bisher entdeckten Exemplare." Ab dem kommenden Jahr sollen die Fossilien im Western Science Center in der kalifornischen Stadt Hemet, nahe dem Fundort, ausgestellt werden.