Seit gestern ist der TV-Moderator aus der U-Haft entlassen. Jetzt spricht Jörg Kachelmann erstmals über die Zeit hinter Gittern.

Der Fall Jörg Kachelmann beschäftigt Deutschland seit Monaten. Am Donnerstag wurde der Fernsehmoderator aus der Untersuchungshaft erlassen. Der Vergewaltigungs-Prozess beginnt am 6. September in Mannheim. Jetzt hat Kachelmann sich das erste Mal im Video-Interview mit Bild.de zu Wort gemeldet. Er spricht über die Zeit im Gefängnis, sein Verhältnis zu anderen Gefangenen auf seinem Stockwerk und warum er keinen Grund hat, dem Prozess im September fernzubleiben.

1. HINTERGRUND: DIE CHRONOLOGIE DES FALLS KACHELMANN

Viele Medienvertreter filmten die Freilassung von Kachelmann vor dem Gefängnis. Als sich die Gefängnistür endlich öffnete, trat ein lächelnder Moderator ans Tageslicht - und verabschiedete sich mit einer Umarmung von einem Justizbeamten, der ihn hinausbegleitet hatte. Ein Bild, dass bei vielen Zuschauern Verwunderung auslöste. Auch im Bild.de-Interview wird Kachelmann mit dieser Frage konfrontiert. "Das war einfach glaub ich gegenseitiger Respekt, das war mein Stockwerksbeamter - für über vier Monate", beantwortete er die Frage. Es hätten sich alle Stockwerksbeamten, die er in während ihrer Arbeit kennengelernt hat, durch großen Respekt gegenüber allen Gefangenen ausgezeichnet. "Dieser Respekt war wechselseitig".

2. PORTRÄT: JÖRG KACHELMANN

"Bisher ist es einerseits das furchtbarste, was in meinem Leben passiert ist, unschuldig im Gefängnis zu sitzen und zu wissen, genau zu wissen, dasss man unschuldig im Gefängnis sitzt", antwortet der TV-Moderator auf die Frage, wie er die 130 Tage U-Haft erlebt hat. "[...]Das ist etwas, was ich niemandem wünschen möchte, niemandem auf der Welt, was dieser Mensch mir auch angetan hat!" Trotzdem gäbe es in solch einer Situation auch Kameradschaft, es können Freundschaften zu Mitgefangen entstehen. " Es ist Respekt da, und das ist wiederum auch etwas, was einen die Situation aushalten lässt."

Die Erleichterung über seine Entlassung ist groß. "Ich bin natürlich sehr erleichtert", sagt Kachelmann. "Es gilt jetzt, die Hauptverhandlung vorzubereiten." Dieser Alptraum sei für ihn noch nicht zu Ende.

Beim Prozess wird Kachelmann definitiv anwesend sein: "Aufgrund meines Wissens das ich unschuldig bin habe ich keinen Grund, mich von irgendetwas fernzuhalten!"

Derweil haben Anwälte den Umgang der Justiz im Fall Kachelmann scharf kritisiert. Der Berliner Presserechtsanwalt Christian Schertz hält Schadensersatzansprüche des Moderators für möglich. „Ich gehe davon aus, dass die sehr frühe Information der Öffentlichkeit über die Inhaftierung die Persönlichkeitsrechte Kachelmanns verletzt hat“, sagte Schertz der dpa.