Der norwegische Attentäter Anders Breivik hat zum Prozessauftakt die Tötung von 77 Menschen gestanden, sich aber “nicht schuldig“ bekannt.

Oslo. Der norwegische Massenmörder Anders Behring Brevik hat sich "nicht schuldig“ bekannt. "Ich gebe die Taten zu, bekenne mich aber nicht strafschuldig“, sagte der 33-Jährige am Montag vor Gericht in Oslo. Er habe in Notwehr gehandelt. Breivik ist wegen Terrorismus und vorsätzlichen Mordes angeklagt. Er muss sich für den Tod von 77 Menschen verantworten.

Der rechtsradikale Islamhasser hatte zuvor bereits gestanden, im Juli 2011 in Oslo eine Bombe gezündet und auf der Insel Utøya in einem Feriencamp gezielt junge Sozialdemokraten erschossen zu haben. Er wertet diese Taten seinem Verteidiger zufolge aber nicht als Verbrechen.

Breivik trug beim Prozessauftakt einen schwarzen Anzug mit hellbrauner Krawatte und lächelte, als ihm im Gerichtssaal die Handschellen abgenommen wurden. Er streckte die geballte rechte Faust in die Luft, bevor er Staatsanwälte und Gerichtsmitarbeiter per Handschlag begrüßte. Er erkenne die norwegische Gerichte nicht an, sagte Breivik. Sie hätten ihr Mandat von Parteien erhalten, die den Multikulturalismus förderten.

Mit versteinerter Mine und ohne erkennbare Regung verfolgte Breivik anschließend, wie Staatsanwältin Inga Bejer Engh die Anklageschrift gegen ihn verlas. Engh beschrieb, wie jedes einzelne Opfer bei dem Doppelanschlag ums Leben kam.

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Im Mittelpunkt des für zehn Wochen angesetzten Prozesses dürfte die Diskussion über den psychischen Gesundheitszustand des Angeklagten stehen. In einem ersten Gutachten wurde er für unzurechnungsfähig erklärt, in einem zweiten bescheinigten die Experten ihm geistige Gesundheit . Vor Gericht wird Breivik laut seinem Anwalt sein Bedauern äußern, dass er nicht noch mehr Menschen tötete.

Verantworten muss sich Breivik wegen Terrorismus und vorsätzlichen Mordes. Laut Anklage beging er "ein sehr ernstes Verbrechen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß in der heutigen Zeit in unserem Land“. Für die Norweger reißt der zehnwöchige Prozess in Oslo die Wunden aus dem vergangenen Sommer wieder auf. Viele befürchten, der rechtsradikale Islamhasser könnte mit seinen rassistischen Aussagen zum Mythos werden. Denn Breivik darf fünf Tage lang selbst über seine Motive und Ideologie sprechen.

Sollten die Richter Breivik für zurechnungsfähig halten, muss er bei einem Schuldspruch mit 21 Jahren Haft rechnen. Bei einer Einstufung als geistig krank droht ihm eine dauerhafte Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie.

+++ Gerichtsinformationen zum Breivik-Fall, auf norwegisch +++

Die Hauptverhandlung dürfte etwa zehn Wochen dauern. Das internationale Medieninteresse ist groß: Etwa 800 Journalisten werden vor Ort erwartet. Breivik soll ab Dienstag sprechen. Die Verteidigung hat 29 Zeugen geladen, darunter Islamisten und rechte Blogger.

Mit Material von dpa, dapd und rtr