15.000 Urlauber saßen wegen heftigen Neuschnees in den Alpen fest. 52 Wintersportler sind mit einem Helikopter von einer Berghütte geholt worden.

Bregenz/Wien. Etwa 15.000 Urlauber saßen am Sonnabend eingeschneit in mehreren Skigebieten in den Alpen fest. Wegen akuter Lawinengefahr waren wichtige Verkehrsrouten zeitweise gesperrt. Viele Autofahrer nutzten eine kurze Zeitspanne am Nachmittag, als alle abgeschnittenen Wintersportorte in Österreich Straßen für die Rückreise frei machten. Doch nach wenigen Stunden setzte in den westlichen Bundesländern Vorarlberg und Tirol wieder Schneefall ein, ein neuerliches Verkehrschaos wurde befürchtet. Ein Sprecher des Nobelskiortes Lech am Arlberg: "Es kann durchaus sein, dass wieder gesperrt werden muss."

Unterdessen sind 52 deutsche Wintersportler am Sonnabend mit einem Helikopter von einer Berghütte in Österreich ins Tal geflogen worden. Die Gruppe aus Lindau am Bodensee hatte zwei Tage auf der Hütte bei Brand im westlichen Bundesland Vorarlberg festgesessen, sagte Hüttenwirt Thomas Beck.

Ein Hubschrauber des österreichischen Bundesheeres brachte die Jugendlichen und Erwachsenen in Sicherheit. Auch ein sieben Monate altes Baby war auf der Hütte. Die Stimmung war trotz der Wettersituation gut, sagte Beck: "Wir hatten genug zu essen“.

Der Bürgermeister von Lech, Ludwig Muxel, beruhigte: Für einige Tage seien ausreichend Vorräte vorhanden. Am Sonnabend wurde dann damit begonnen, Lawinen zu sprengen und Straßen zu öffnen. Unter anderem war auch das Tiroler Zillertal zeitweise von der Außenwelt abgeschnitten.

Viele Deutsche nutzten die kurze Entspannung am Sonnabend, um rechtzeitig vor Ende der Ferien wieder nach Hause zu kommen. "Dementsprechend drängt es sich auf den Rückreisestrecken“, sagte Harald Lasser, ein Sprecher des Autofahrerclubs ÖAMTC. Besonders im Arlbergtunnel und auf dem Fernpass in Tirol gab es Staus.

Auch viele Alpenstraßen konnten wegen akuter Lawinengefahr nicht befahren werden. Die Brennerautobahn und andere Durchgangsstraßen nach Italien waren nach Angaben des ADAC dagegen frei.

Ein Skifahrer aus dem bayerischen Fürstenfeldbruck wurde am Sonnabend im Stubaital abseits der Pisten von einer Lawine verschüttet und überlebte. Nahe dem Ort Kappl wurde am Vortag ein Taxi von den Schneemassen von der Straße geschoben. Auch bei diesem Zwischenfall gab es keine Verletzten.

In Tirol gab es im Bahnverkehr Probleme: Die Arlbergbahn sollte zwischen Ötztal und Bludenz mindestens bis Sonntagmittag gesperrt bleiben, wie die Österreichische Bundesbahn ÖBB mitteilte. Auf der Karwendelbahn war die Strecke von Scharnitz bis Mittenwald in Bayern wegen Lawinengefahr blockiert. Auch die Verbindung zwischen Reutte in Tirol und Garmisch in Bayern sollte dicht bleiben.

In der Schweiz dagegen war Andermatt im Kanton Uri wieder per Eisenbahn zu erreichen. Das eingeschneite St Moriz war ebenfalls wieder zugänglich.

Starker Schneefall erhöhte auch in den Wintersportgebieten der bayerischen Alpen die Lawinengefahr. In der Nacht zu Sonnabend fielen am Alpenrand bis zu dreißig Zentimeter Schnee, im Werdenfelser Land sogar bis zu einem halben Meter. Nach Angaben des Lawinenwarndienstes Bayern galt für die Allgäuer bis zu den Werdenfelser Alpen oberhalb der Waldgrenze die zweithöchste Lawinenwarnstufe vier.

Die Österreicher konnten am Sonnabend kurz aufatmen, doch die nächste Schneefront kam bereits von Westen über die Schweiz. Nach Angaben des Schweizer Fernsehens schneite es mit 39 Zentimetern in Arosa im Kanton Graubünden am meisten – dort sollen laut Prognosen am Montag vier Meter Schnee liegen. Im Skiort Davos kamen 28 Zentimeter hinzu.

Die Lawinengefahr in beiden Alpenländern war vielerorts groß. "Es ist absehbar, dass es noch mal einen sehr heftigen Schwung an Neuschnee geben wird“, sagte ein Experte der österreichischen Wettervorhersage ZAMG. Bis zu 80 Zentimeter Schnee wurden in den nächsten Tagen erwartet.

Von Albert Otti mit dpa