Hamburg. Jonas Bergström, 31, gehörte bis eben noch zu der ziemlich übersichtlichen Gruppe der Männer ohne Furcht und Adel, die es sich zugetraut hatten, das Herz einer Blaublütigen zu erobern. Doch am Wochenende gab das schwedische Königshaus bekannt, dass die 27-jährige Madeleine Prinzessin von Schweden und der Stockholmer Rechtsanwalt ihre im vergangenen August geschlossene Verlobung gelöst und sich nach acht Jahren getrennt haben. Der smarte Advokat soll es mit der vorehelichen Treue nicht ganz so genau genommen haben. Nach den monatelangen Gerüchten sorgte schließlich die norwegische Handball-Nationalspielerin Tora Uppström Berg, 32, mit ihrem Geplauder über ihre gemeinsame Winternacht mit Madeleines Zukünftigem für den Schlusspfiff. Ungefragt meldete sich jetzt ausgerechnet der skandinavische Nachbar aus Oslo zu Wort: "Besser zu spät als nie", ließ König Harald, 73, seit 42 Jahren mit der gleichaltrigen bürgerlichen Sonja Haraldsen skandalfrei verheiratet, verlauten und erinnerte daran, dass es weitaus schwieriger sei, einen Frosch durch einen Kuss in einen Prinzen zu verwandeln als umgekehrt.

Die jüngst gescheiterte schwedische Traumromanze verdeutlicht wieder einmal das Trennungsrisiko für hochwohlgeborene Frauen, die sich auf der Suche nach dem adäquaten Lebenspartner hinunter ins bürgerliche Lager begeben. So stand die Ehe der englischen Prinzessin Anne, 59, mit dem erfolgreichen Vielseitigkeitsreiter Mark Phillips zwar immerhin erst nach 19 Jahren vor unüberwindbaren Hindernissen. Weitaus schneller, jeweils nach knapp zwei Jahren, stießen zwei fürstliche Schwestern ihre vermeintlichen Traumprinzen in den monegassischen Brunnen zurück; Caroline, 53, den Playboy Philippe Junot und Stéphanie, 45, den Ex-Bodyguard Daniel Ducruet, der sie mit einem belgischen Nacktmodell hintergangen hatte.

Andersherum funktioniert es merkwürdigerweise besser, von einigen unrühmlichen Ausnahmen wie der gescheiterten Ehe von Prinz Andrew mit der rothaarigen Sarah Ferguson einmal abgesehen. Tatsächlich ist die Liste der glücklich verlaufenden Mesalliancen, die seit Ende des Zweiten Weltkriegs von männlichen Hochadeligen mit bürgerlichen Fräuleins eingegangen wurden, bemerkenswert lang. So freut man sich inzwischen in Luxemburg, Dänemark, Spanien, Norwegen und den Niederlanden schon länger über die bürgerlichen Schwiegertöchter. Auch Prinzessin Madeleines Vater Carl Gustaf hat mit der ehemaligen Olympiahostess Silvia Sommerlath eine Bürgerliche auserkoren. Dieser Trend liegt daran, dass das jahrhundertealte "Prinzip der Ebenbürtigkeit" in den vergangenen Dekaden reichlich verwässert wurde. Denn der Hochadel hat keinen nennenswerten politischen Einfluss mehr, die Ansichten der Gesellschaft haben sich radikal gewandelt.

Andererseits scheint es gerade für Männer ungeheuer schwer zu sein, aus protokollarischen, beruflichen oder finanziellen Gründen in zweiter Reihe stehen zu müssen. Hinter ihren Frauen. Psychologen erklären diesen maskulinen Widerwillen mit "uralten Verhaltensmustern", die eigentlich keiner mehr leben will. "Und dennoch kann ein Professor eine Krankenschwester noch immer viel einfacher heiraten als ein Krankenpfleger eine Professorin", beschreibt die Hamburger Psychologin Bettina Eistel, 49, das virulente Problem. "Gerade erfolgreiche Frauen wollen einen Partner auf Augenhöhe."

Doch selbst wenn das der Fall sein sollte, kann immer noch das Protokoll dem Glück im Wege stehen: Prinz Henrik, 75, Gemahl von Margrethe Königin von Dänemark, 70, ein nur hellblaublütiger Südfranzose, kennt das Schicksal eines Schattenmannes bei Hofe aus langjähriger leidvoller Erfahrung. "Die Frau eines Königs wird immer Königin genannt. Aber bei einer regierenden Königin wird der Ehemann nicht per Heirat König", sagte er bereits im Jahre 2002, als er sich für längere Zeit schmollend auf seinen französischen Familiensitz zurückgezogen hatte. Die Ehe soll nur noch ein Arrangement sein.

Mit dem Abflug Madeleines nach New York und dem Untertauchen ihres Entlobten ist auch der fragile Traum der Schweden auf zwei Hochzeiten in nur einem Jahr geplatzt. Madeleines ältere Schwester Victoria, 32, wird allen Unkenrufen zum Trotz am 19. Juni dieses Jahres ihren ehemaligen Fitnesstrainer Daniel Westling, 36, heiraten. Obwohl ebenfalls bürgerlich, darf er seit dem Jahre 2008 in einer Einliegerwohnung auf Schloss Drottningholm nächtigen. Er wird derzeit aufs strenge protokollarische Leben an der Seite einer Thronfolgerin vorbereitet. Aufs Leben in der zweiten Reihe. Der Mann hat sich einiges vorgenommen ...