Den wohl glaubwürdigsten Aprilscherz hatten deutsche Rundfunksender organisiert, die eine Portogebühr für E-Mails glaubhaft machen wollten.

Hamburg. April, April: Porto für E-Mails, Billigflüge ins Weltall, David Beckham als neuer Assistenz-Manager für Australiens Fußballteam oder neue Handy-Nummer für alle EU-Bürger – an skurrilen „Meldungen“ mangelte es am Donnerstag nicht. Den wohl glaubwürdigsten Aprilscherz hatten 57 private und öffentlich-rechtliche deutsche Rundfunksender organisiert, die ihren Hörern landesweit eine neue Portogebühr für E-Mails glaubhaft machen wollten.

Von den Frühnachrichten bis in die Mittagstunden wurde auf allen Kanälen darüber diskutiert, welche Folgen die angeblich für Juni geplante neue Gebühr von einem Cent pro Mail haben werde. Die teilnehmenden Radiostationen hatte nach einer Erklärung übereinstimmend berichtet, dass durch den Verkauf der digitalen Briefmarken Steuerlöcher gestopft werden sollten; diese seien durch sinkende Briefporto-Einnahmen entstanden. Die Sender wurden nach den Angaben mit Reaktionen geradezu überschüttet.

Als Klassiker entpuppten sich erneut Aprilscherze rund um den Internet-Giganten Google. Ihm wurde nach diversen Medienberichten zum 1. April nicht nur der Einstieg ins Atomgeschäft, sondern auch eine Namensänderung in Topeka sowie eine Großoffensive auf dem deutschen Medienmarkt nachgesagt.

Für 10 Milliarden Dollar, so berichtete der Mediendienst turi2, wolle Google alle deutschen Zeitschriftenverlage kaufen. Vor dem Abschluss stehe schon das Geheimprojekt „Burgle“: die Übernahme des Burda-Verlags. Google werde sich – so scherzte der Dienst pünktlich zum ersten Tag des Frühlingsmonats April – in Burgle umbenennen und seine Europa-Zentrale an den Burda-Standort Offenburg verlegen.

Einen kreativen Internet-Scherz gab es auch von der seriösen Tagesschau, die in ihrer online-Ausgabe das Ende allen Surfens im weltweiten Netz vorhersagte: Wegen der hohen Nachfrage aus China drohe die Internetabschaltung. Die „Internetregierung“ ICANN habe die letzte freie IP-Adresse bereits vergeben.

In den April geschickt wurden auch Kunden der Supermarktkette Rewe. Sie kündigte an, ihre „Ja!“-Produkte umzubenennen in „Nö!“. Spaßvögel beim FC. St. Pauli lösten dagegen in der Geschäftsstelle Hektik aus. Auf der Homepage des Fußball-Zweitligisten sowie der SpVgg Greuther Fürth war zu lesen: „SpVgg Greuther Fürth tauscht Heimrecht! Weiteres Heimspiel für den FC St. Pauli“. St. Pauli- Teammanager Christian Bönig meinte dazu: „Auf der Geschäftsstelle war heute einiges los. Selbst ein Anrufer aus Singapur hat sich gemeldet und wollte Tickets bestellen!“ Weitere Scherze:

FRANKREICH

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hat seinem US-Kollegen Barack Obama einen Riesenflieger vom Typ A380 als Dienstmaschine nahegelegt. Beim gemeinsamen Abendessen hätten sie sich zudem über Botschaften aus dem All unterhalten. Eine von ihnen lautete: April, April! Diese und andere Geschichten verbreiteten französische Medien als Aprilscherz. Manch vermeintlicher Schabernack dagegen war keiner: So legte Justiz-Staatssekretär Jean-Marie Bockel einen Bericht vor, in dem er sich für „offene Gefängnisse“ einsetzte, in denen Häftlinge nicht eingesperrt seien. Diese Einrichtungen gibt es tatsächlich.

POLEN

Die größte polnische Zeitung, „Gazeta Wyborcza“ schrieb in ihrer Online-Ausgabe, die deutsche Vertriebenen-Präsidentin Erika Steinbach solle in den Aufsichtsrat der Ostsee-Pipeline berufen werden. Der Beschluß sei als Wiedergutmachung für den Verzicht der BdV-Chefin auf einen Platz im Vertriebenen-Stiftungsrat gedacht, schrieb das Blatt.

GRIECHENLAND

Die Zeitung „Apogevmatini“ berichtete, Bundeskanzlerin Angela Merkel hätte dem griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou telefonisch Finanzspritzen aus Deutschland in Höhe mehrerer Milliarden Euro versprochen. Die „Eleftheros Typos“ schrieb, ausgerechnet der ehemalige Erzfeind Türkei wolle Griechenland aus der schlimmen Finanzlage helfen. Und das Boulveradblatt „Ethnos“ berichtete, dass der im Oktober 2009 abgelöste Ministerpräsdient Kostas Karamanlis aus schlechtem Gewissen, das Land in diese marode Finanzlage gebracht zu haben, seinen Urlaub in Italien auf immer verlängern möchte.

RUSSLAND

Zum 1. April, direkt vor Ostern, ist die russisch-orthodoxe Kirche nicht zum Scherzen aufgelegt. Es sei „unwürdig“, sich gegenseitig am Gründonnerstag – dem Tag des letzten Abendmahls – zum Narren zu halten, sagte Erzbischof Wikenti nach Angaben der Agentur Interfax aus der Millionenstadt Jekaterinburg am Ural. Das könne zudem großes Unglück heraufbeschwören. „Am Vorabend der Kreuzigung des Herrn sollte man sich würdig benehmen“, forderte der Erzbischof.