In den vergangenen Tagen starben über 100 Menschen beim Drogenkrieg in Mexiko. Darunter sind auch Konsulatsmitarbeiter.

Ciudad Juárez. Der Drogenkrieg in Mexiko hat einen neuen Höhepunkt erreicht. In den vergangenen drei Tagen starben bei den Gewalttaten der Drogenbanden mehr als 100 Menschen, wie am Montag aus Mitteilungen der mexikanischen Behörden hervorging. Nach zwei tödlichen Überfällen auf US-Konsulatsmitarbeiter und deren Angehörige nahmen FBI-Beamte gemeinsam mit mexikanischen Polizisten die Ermittlungen auf. Von Sonnabend bis Montag starben mehr als 100 Menschen in dem Drogenkrieg, wie aus den Mitteilungen der Behörden verschiedener mexikanischer Bundesstaaten hervorging.

Allein im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero seien 45 Menschen ermordet worden. Im Bundesstaat Chihuahua im Norden des Landes meldeten die Behörden 36 Mordopfer, davon 16 in der Grenzstadt Ciudad Jußrez. Dort waren am Samstag am hellichten Tag eine Mitarbeiterin des US-Konsulats und ihr Ehemann erschossen worden. Die einjährige Tochter des Paares überlebte unverletzt auf dem Rücksitz. Kurz darauf wurde der Ehemann einer mexikanischen Konsulatsangestellten ebenfalls im Auto erschossen, zwei Kinder des Paares im Alter von vier und sieben Jahren wurden dabei verletzt. Die Mutter war dem Auto in einem zweiten Wagen gefolgt und blieb unverletzt. Um die Verbrechen aufzuklären reisten Beamte der US-Bundespolizei FBI nach Ciudad Juárez. Die Motive für die Morde seien noch unklar, sagte FBI-Agentin Andrea Simmons. Die Opfer seien angegriffen worden, als sie von einer Geburtstagsfeier weggefahren seien. Möglicherweise seien sie mit anderen verwechselt worden. Es sei aber auch möglich, dass sie mit Absicht umgebracht worden seien, sagte Simmons.

Zuvor hatten Ermittler als mögliches Motiv Racheakte für die Überstellung und Verurteilung mehrerer mexikanischer Drogenkrimineller in den USA genannt. Jesús Vicente Zambada Niebla, Sohn eines Kartellchefs, wurde im vergangenen Monat einem Gericht in Chicago vorgeführt. Miguel Caro Quintero, Bruder eines anderen hochrangigen Drogenkriminellen, wurde im US-Bundesstaat Colorado zu 17 Jahren Haft verurteilt. Die mexikanischen Behörden schrieben die Taten der Aztecas-Bande zu, die Verbindungen zum Drogenkartell Juárez unterhält. Die mexikanische Regierung sagte zu, bei der Fahndung nach den Tätern eng mit den US-Ermittlern zusammenzuarbeiten. Auch der Sprecher des US-Außenministeriums, Philip Crowley, kündigte eine enge Zusammenarbeit an. Laut Simmons waren sieben bis acht FBI-Ermittler sowie Beamte der US-Behörde zur Bekämpfung des Drogenhandels in Mexiko im Einsatz.

Präsident Barack Obama sei „tieftraurig und empört über die brutalen Morde“, erklärte das Weiße Haus. Das US-Außenministerium riet den Bediensteten in sechs Konsulaten im Grenzgebiet zu den USA, ihre Angehörigen aus Sicherheitsgründen heimzuschicken. Es warnte US-Bürger zugleich vor Reisen in den Norden Mexikos, da „die Gewalt in dem Land zugenommen“ habe. Das US-Konsulat in Ciudad Juárez, eines der größten der Welt, blieb am Montag geschlossen. Die mexikanischen Drogenkartelle liefern sich seit Jahren heftige Kämpfe um die lukrativen Schmuggelrouten für Drogen in die USA. Im Krieg der Kartelle untereinander und bei der Offensive des Staates gegen das organisierte Verbrechen starben in den vergangenen drei Jahren mehr als 15.000 Menschen. 2009 wurden allein in Ciudad Juárez, einem Brennpunkt des Drogenkrieges, mehr als 2600 Menschen getötet.