Erste Zeugenaussage im Prozess um die tödliche Therapiesitzung: Nachdem der angeklagte Therapeut Drogen verteilt habe, sei die Lage eskaliert.

Berlin. Im Prozess um eine tödliche Therapiesitzung in Berlin hat der erste Zeuge die dramatische Situation kurz vor dem Tod eines Mitpatienten beschrieben. Nachdem der angeklagte Therapeut Drogen verteilt habe, sei die Lage eskaliert, besonders bei einem 59-jährigen Frührentner. „Der ältere Herr war extrem unruhig, ich hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmt“, sagte der 47-jährige Sitzungsteilnehmer, der am Montag vor dem Berliner Landgericht über den Tag im September 2009 aussagte. Er habe gesehen, wie der Therapeut dem Frührentner etwas spritzte und eine Herzmassage begann. Dann hätten er und die anderen Patienten den Raum verlassen müssen, in dem der 59-Jährige kurz darauf starb.

Außerdem habe ein 28-jähriger Student, der später in der Klinik starb, verkrampft am Boden gelegen, sagte der Zeuge. Nach seiner Erinnerung habe der Arzt zwei andere Patienten gefragt, ob sie den Studenten in ein Krankenhaus fahren könnten. Beide hätten das abgelehnt. Er habe dann das Zimmer verlassen und wisse nicht, was weiter geschah.

Dem 51 Jahre alten Therapeuten und Arzt aus Berlin-Hermsdorf, der die Sitzung leitete, wird Körperverletzung mit Todesfolge und versuchter Mord vorgeworfen. Er hatte sich beim Prozessbeginn schuldig am Tod der beiden Männer bekannt, die an einer Überdosis der illegalen Psychodroge Ecstasy starben. Den Vorwurf des versuchten Mordes wies er zurück. Laut Anklage soll der Therapeut den ohnmächtigen Studenten vor einem Rettungsarzt versteckt haben, um die Drogenabgabe zu vertuschen. Als Ursache für die Überdosis hatte der Mediziner einen Fehler beim Abwiegen genannt.

Nach Angaben des Zeugen klärte der Therapeut die Patienten auf, dass die Drogen Übelkeit, Erbrechen und Unruhe verursachen könnten. Er selbst habe sich während der Sitzung zwei Mal Methylon geben lassen, eine bewusstseinserweiternde Droge, die nicht verboten ist. Damit sollte eine besondere Art von Klarheit erreicht werden, sagte der Mann. „Es war ganz entspannt, jeder konnte entscheiden, was er macht.“ Bald sei aber große Unruhe ausgebrochen. Die Menschen seien aufgeregt hin und hergelaufen. Einige hätten „gebrabbelt“.

Der Zeuge hatte seine Therapie Ende 2008 begonnen. Drogenerfahrung habe er nicht gehabt und auch Ecstasy nicht gekannt, sagte er. Das Mittel sei ihm als „herzöffnend“ beschrieben worden. Für ihn sei die Therapie erfolgreich verlaufen. Er habe großes Vertrauen zu dem Arzt gehabt.