Pfusch beim U-Bahn-Bau: In der innerstädtischen Baugrube Heumarkt sollen zum Teil über 80 Prozent der vorgesehenen Stahlbügel gefehlt haben.

Köln. Die Mängel beim Bau der Kölner U-Bahn sind noch weit schwerwiegender als bisher bekannt. Die Stadt Köln teilte am Donnerstagabend mit, dass in der innerstädtischen Baugrube Heumarkt zum Teil nur 17 Prozent der vorgesehenen Stahlbügel eingebaut wurden. Sie bestätigte damit einen Bericht des „Kölner Stadt-Anzeiger".

Der Polier der Grube und seine Mitarbeiter sollen die Stahlbügel gestohlen und an einen Schrotthändler verkauft haben. Die Bügel dienten zur Stabilisierung der Wände. Nach eingehender Prüfung kam die Stadt aber zu dem Schluss, dass trotz allem keine Einsturzgefahr bestehe. Alle Experten seien sich in diesem Punkt einig.

Der Rosenmontagszug könne ohne Beeinträchtigung stattfinden, versicherte die Stadt. „Um in jedem Fall weiterhin die größtmögliche Sicherheit gewährleisten zu können (...), werden alle Untersuchungen und Messungen kontinuierlich fortgesetzt.“

Experten hatten in der Nacht zum Donnerstag Wände in der Baugrube geöffnet, um zu prüfen, ob dort wirklich zu wenige Stahlbügel eingebaut worden waren. Was sie sahen, übertraf ihre schlimmsten Erwartungen: Teilweise fehlten mehr als 80 Prozent der Bügel! Feuerwehr und Polizei wurden daraufhin in Alarmbereitschaft versetzt.

„Oben feierten die Jecken fröhlich Weiberfastnacht, unten in der Grube der U-Bahn-Haltestelle Heumarkt wurde gemeißelt und gerechnet“, berichtete der „Kölner Stadt-Anzeiger“. Auch in den unterirdischen Baustellen Rathaus und Waidmarkt soll ein großer Teil der Bügel fehlen. Am Waidmarkt war vor knapp einem Jahr das Stadtarchiv eingestürzt. Allerdings kann dies nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft nichts mit den fehlenden Bügeln zu tun gehabt haben.

Nach Informationen des „Stadt-Anzeiger“ erarbeitete die Stadtspitze am Donnerstag bereits Pläne für eine Evakuierung der Umgebung der Baustelle Heumarkt direkt vor einem großen Hotel. Die ersten Messergebnisse hätten den Stab um Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) dann aber aufatmen lassen. Bei dem Einsturz des Stadtarchivs waren am 3. März 2009 zwei Menschen ums Leben gekommen. Archivschätze von unschätzbarem Wert wurden verschüttet.