Wegen Betrugs in mehr als 200 Fällen ist eine selbst ernannte Magierin vor dem Baden-Badener Landgericht zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.

Baden-Baden. Da haben sie wohl alle guten Geister im Stich gelassen: Wegen Betrugs in mehr als 200 Fällen ist eine selbst ernannte Magierin am Mittwoch vor dem Baden-Badener Landgericht zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Die 49-Jährige aus Karlsruhe soll ihren zahlreichen Opfern zwischen 2003 und 2007 vorgegaukelt haben, mit Hilfe von Geistern, spiralförmigen Energiequellen und Tarotkarten ihre Lebenskrisen lösen zu können. Sie versprach ihnen Lottogewinne, Liebesglück und Erfolg im Beruf, ergaunerte so rund 630000 Euro - und trieb nach Worten der Anklage so manches Opfer in den finanziellen Ruin. Einer ihrer gutgläubigen Kunden bezahlte für ihre „Dienstleistung“ 80000 Euro. „Ich wollte ihnen wirklich helfen“, beteuerte die Frau vor Gericht.

Ganz absitzen muss sie die Strafe allerdings nicht: Wegen der langen Dauer bis zum Prozessbeginn gelten vier Monate der Strafe bereits als verbüßt. Darauf hatten sich Verteidigung, Gericht und Anklagevertreter überraschend bereits am Ende des ersten Verhandlungstages geeinigt.

Seine Mandantin glaube aber auch nach dem Prozess an ihre Fähigkeit, zeigte sich ihr Anwalt Steffen Ufer überzeugt. „Sie meint, sie könne Partnerschaften verbessern, bei zwischenmenschlichen Problemen oder Lebenskrisen helfen – aber sie hat nie behauptet, heilen zu können.“ Verurteilt worden sei sie, weil sie mit den hohen Preisen Wucher betrieben habe. Und auch nach der Zeit hinter Gitter werde sie wohl nicht verstummen: „Im kleinen Kreis wird sie sicherlich weiter ihre Karten legen.“

Dieses Handwerk lernte die „magische Frau“ nach eigener Aussage schon von der Pike auf bei ihrer Oma. „Diese war auch Magierin“, erläuterte die 49-Jährige. Zur Schule ging sie nach eigener Darstellung nur wenige Tage, eine Ausbildung absolvierte die Karlsruherin nie, auch schreiben und rechnen könne sie nicht, sagte sie. Geldscheine aber vermag sie zu erkennen, sagte sie den Richtern. Erst habe sie nur Bekannten und Freunden mit ihren Ritualen aus Afrika oder Brasilien helfen wollen. Da ihre behinderte Tochter aber teure Medikamente benötigte, habe sie Zeitungsinserate aufgegeben. Durch diese sei sie dann an ihre verzweifelten Kunden gekommen, sagte die ganz in Schwarz gekleidete Frau.

Mit Buchstaben, Zahlen und Zeigerdrehen will sie Kontakt zu Geistern aufgenommen haben. Persönlich getroffen habe sie aber nur die wenigsten ihrer Opfer: Die „Beratung“ erfolgte am Telefon. Sogar im regionalen Fernsehen hatte die „Schamanin“ mit ihrer Masche Erfolg bei mehreren Kurzauftritten: „Ich sollte die Spielergebnisse für die Europameisterschaft tippen“, erinnerte sich die Karlsruherin. Dass ihre Methoden ohne Erfolg bleiben könnten – daran verschwendete die Magierin kaum einen Gedanken: „Ich glaube an meine Arbeit und weiß, was ich tue“, betonte sie. Natürlich habe sie zwar auch Geld gewollt, räumte die „Schamanin“ ein. Aber im Vordergrund sei immer das Wohl der Kunden gestanden. Wie im Einzelfall ihre Arbeit aussah, dazu wollte sich die Frau weder vor Gericht noch bei dem psychiatrischen Gutachter äußern. „Über die Rituale darf ich mit Uneingeweihten nicht reden, sonst werden die Geister böse“, zitierte sie der Gutachter. Auch diesem habe sie nach dem Gespräch noch etwas Gutes tun wollen: „Soll ich Ihnen nun die Karten legen?“, fragte sie den Gutachter.