Der Winter zeigt sich in seiner ganzen Pracht. Aber die vierte Jahreszeit bringt auch Verkehrsunfälle und die ersten Kältetoten mit sich.

London/Paris/Moskau. Wenige Tage vor dem Weihnachtsfest hat der Winter Europa in eine weiße Decke aus Schnee gehüllt. Schlittenfahrten, Skiferien und romantische Spaziergänge durch eine verschneite Landschaft - was dem einen wie ein romantisches Wintermärchen erscheint, ist dem anderen ein Gräuel, besonders, wenn er mit dem Auto auf spiegelglatten Straßen unterwegs ist. In vielen Städten Europas brach mit Schnee und Eis auch das Chaos herein.

In Russland forderte die Kältewelle allein in Moskau bereits 19 Menschenleben. In Polen kamen seit Donnerstag mindestens fünf Menschen ums Leben. In Belgien stauten sich die Fahrzeuge auf einer Länge von fast 350 Kilometern. Ebenso wie auf dem Flughafen Brüssel-Zaventem gab es auch auf den Flughäfen rund um London wetterbedingte Flugausfälle. Am Airport Luton fielen am Freitag zunächst 14 Flüge aus, darunter eine Verbindung nach Berlin. In Gatwick mussten mehrere ankommende Flüge zu anderen Airports umgeleitet werden. Bereits in der Nacht zum Freitag hatten Schnee und glatte Straßen im Osten Englands zu Hunderten Unfällen geführt.

In Bulgarien waren im Norden und Osten des Balkanlandes sieben Dörfer ohne Strom. Im Schnee stecken gebliebene Lastwagen sowie Schneeverwehungen blockierten wichtige Landstraßen. In der Hauptstadt Sofia sorgten verschneite Straßen für ein Verkehrschaos.

Schnee auch im Norden Italiens, wo in den Dolomiten Temperaturen von minus 27 Grad Celsius gemessen wurden. In Moskau leiden die kälteerprobten Russen unter eisigen Temperaturen von um minus 20 Grad. Der Energiebedarf der Hauptstadt erreichte einen neuen Höchstwert. Die Metropole verbrauchte am vergangenen Mittwoch 17,2 Gigawatt Strom und damit mehr als im Rekordwinter 1978. Auch Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen musste dem russischen Winter Tribut zollen. Seine Militärmaschine konnte wegen des Frostes erst am Freitagmittag statt am Donnerstagabend nach Brüssel zurückfliegen. In der ostrussischen Republik Tuwa sank das Thermometer gar auf unter minus 40 Grad.

Wintereinbruch auch in weiten Teilen Deutschlands. In einer Pfadfinder-Schutzhütte in Rheinland-Pfalz ist ein Obdachloser (62) erfroren - der erste Kältetote in diesem Winter. Am kältesten war es in Kirchberg bei Schwäbisch Hall (Baden-Württemberg), wo minus 16,5 Grad gemessen wurden. Die Tiefs "Uwe" über der Adria und "Vincent" über der Nordsee bringen weitere Schneefälle. Am Sonnabend wird der stärkste Frost mit tagsüber minus zehn und nachts minus 15 Grad im Mittelgebirge erreicht. Große Hoffnungen auf eine weiße Weihnacht gibt es aber dennoch nicht. Der Deutsche Wetterdienst: "Nur im Osten sieht es gut aus. Ansonsten wird es zum Fest fast überall nass und grau sein."