SPD-Chef Franz Müntefering hat die Notlandung unverletzt überstanden. Danach ging es direkt zu einem Auftritt ins Festzelt.

Stuttgart. Bange Minuten für SPD-Chef Franz Müntefering (69) und weitere 72 Passagiere an Bord einer Fokker 100 der Contact Air. Flughafen Stuttgart, gestern Morgen, 10.49 Uhr: Nach mehreren vergeblichen Versuchen, das klemmende Hauptfahrwerk auszufahren, entschließt sich der Pilot (60) des zweistrahligen Jets zur Notlandung.

Auf dem Flughafen wird Großalarm ausgelöst. 360 Rettungskräfte sind im Einsatz. Müntefering hinterher: "Es war eine ernste, sehr ernste Situation. Der Pilot hat gesagt, ein Notfall und wir werden landen. Und er gab die Anweisung, was man zu machen hat, wie man sich zu verhalten hat, die Brille weg und alle spitzen Gegenstände weg, damit man sich möglichst nicht verletzt und wie man sich auf seinem Sitz zusammenduckt ..." Sekunden später setzt die Maschine mit dem Heck zuerst auf der Landebahn auf - Funken sprühen, der Jet rutscht über die Landebahn und zieht einen riesigen Feuerball hinter sich her, kommt schließlich nach mehreren Hundert Metern zum Stehen. Nach der Bruchlandung wird die Fokker von der Feuerwehr eingeschäumt, um ein Feuer oder eine Explosion zu verhindern. Die Passagiere verlassen die Maschine über Notrutschen.

Fast alle blieben unverletzt. Fünf Menschen erlitten einen Schock, eine Flugbegleiterin kam zur Beobachtung ins Krankenhaus. Der SPD-Chef erleichtert: "Die Landung war sanft, sanfter als auf Rädern." Doch dann sagt er einen Satz, der erahnen lässt, wie ihm wirklich zumute war: "Das reicht einmal im Leben, es zu erleben." Und: "Man guckt schon auf die Welt und findet sie gut." CDU-Staatssekretärin Ursula Heinen (43), die ebenfalls in der Maschine mit der Lufthansa-Flugnummer LH 288 aus Berlin saß: "Ich hatte Todesangst. Aber die Besatzung hat fantastisch reagiert." Auch Müntefering lobte: "Es war eine Meisterleistung des Kapitäns und seiner Crew."

Grund genug für eine Unterbrechung des Wahlkampfs war der dramatische Zwischenfall jedoch nicht. Direkt vom Flughafen fuhr der SPD-Chef zu einem Auftritt. "Leider mit zehn Minuten Verspätung", wie er sagte, erreichte er das Festzelt in Stuttgart-Feuerbach, wo er in Schürze ein Bierfass anstach und fleißig Autogramme gab.

Warum bei der 13 Jahre alten Fokker (31 465 Flugstunden) vom Lufthansa-Partner Contact Air (400 Mitarbeiter) das Fahrwerk klemmte, ermittelt nun die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung. Der Jet war zuletzt am 5. August überprüft worden.