Über dem Atlantik ist offenbar ein Airbus A330-200 der französischen Fluggesellschaft Air France abgestürzt. Dabei kamen möglicherweise alle 228 Passagiere und Crew-Mitglieder ums Leben. Darunter waren auch 26 Deutsche. Experten gehen inzwischen davon aus, dass die Maschine in einem schweren Unwetter vom Blitz getroffen wurde und daraufhin Probleme mit der Bordelektronik bekam.

Paris. Eine Maschine der Fluggesellschaft Air France mit 228 Menschen an Bord, darunter 26 Deutsche, ist wahrscheinlich über dem Atlantik abgestürzt. In dem aus Brasilien kommenden Flugzeug seien auch mehr als 40 Franzosen gewesen, sagte ein französischer Minister am Montag AFP. Laut Air France wurde die Maschine, die am Vormittag in Paris landen sollte, vermutlich vom Blitz getroffen und hatte darauf Probleme mit der Elektrik.

„Wir sehen uns wahrscheinlich einer Luftfahrtkatastrophe gegenüber“, erklärte Air-France-Generaldirektor Pierre-Henri Gourgeon am Nachmittag. „Das gesamte Unternehmen ist bei den Familien und teilt ihren Schmerz.“ An Bord der A330 mit der Flugnummer AF 447 waren laut Air France 216 Passagiere und 12 Besatzungsmitglieder. Die Fluggesellschaft hat inzwischen bestätigt, dass 26 Deutsche an Bord waren. Das im brasilianischen Rio de Janeiro gestartete Flugzeug hätte um 11.10 Uhr MESZ auf dem Pariser Flughafen Roissy-Charles de Gaulle eintreffen sollen.



Die Annahme eines Blitzschlages sei „die wahrscheinlichste“, sagte Air-France-Sprecher François Brousse. „Das Flugzeug ist in eine Gewitterzone mit starken Turbulenzen geflogen, die Funktionsstörungen verursacht haben.“ Eine automatisch abgesetzte Botschaft habe um 04.14 Uhr MESZ „eine gewisse Anzahl von Fehlern gemeldet“, darunter einen „Defekt im Stromkreis“, sagte Brousse. Gegen 8.00 Uhr morgens gab es dann keine Spur von dem Flugzeug, als es sich wieder dem Festland hätte nähern müssen. Während des Flugs über das offene Meer gibt es üblicherweise keinen Radarkontakt, weil die Entfernung zu groß ist.


„Wir müssen ernsthaft mit dem Schlimmsten rechnen“, sagte der für Verkehr zuständige Umweltminister Jean-Louis Borloo der Nachrichtenagentur AFP. Zwar seien Gewitter für die Maschine an sich keine Gefahr, es könne aber eine Serie von widrigen Umständen gegeben haben. Die Möglichkeit einer Entführung schloss Borloo „klar“ aus.


Brasilianische und französische Luftwaffe starteten umgehend Suchflüge über dem Atlantik. Laut dem brasilianischen Luftfahrtexperten Gustavo Adolfo Franco Ferreira dürfte die Maschine sich zur Zeit des Gewitters maximal 300 Kilometer östlich der Insel Fernando de Norohna im Atlantik mit Kurs Richtung Afrika befunden haben. Dass dem Piloten noch eine Notwasserung geglückt sein könnte, sei angesichts der beschriebenen Probleme mit der Elektronik „wenig wahrscheinlich“.


Der Pilot hatte laut Air France 11.000 Stunden Flugerfahrung und 1700 auf diesem Typ von Maschine. Das Flugzeug ist seit April 2005 im Dienst und war zuletzt am 16. April technisch überprüft worden. Laut Air France waren unter den Passagieren 126 Männer, 82 Frauen, sieben Kinder und ein Baby. Nach Angaben aus verschiedenen Quellen waren an Bord der Maschine auch Fluggäste aus Italien, dem Libanon und Marokko. Die französische Großbank BNP Paribas dementierte ein Gerücht, wonach ihr Chef Michel Pébereau und andere Führungsmitglieder mitflogen.


Am Flughafen wurde ein Krisenstab eingesetzt und eine Betreuung für Angehörige eingerichtet. Die Gesellschaft richtete eine Telefonhotline ein, die vom Ausland aus unter 00.33.1.57.02.10.55 erreicht werden kann. Für Air France wäre der Absturz der Maschine bei einem Tod aller Insassen die bisher schwerste Katastrophe in der Unternehmensgeschichte. Die letzten Todesfälle hatte die Gesellschaft beim Absturz einer Überschall-Concorde bei Paris im Jahr 2000 zu beklagen, als 113 Menschen starben.